Schulterschluss zwischen Polizei und Spaziergängern

03.01.2022: Schietwetter- es regnete leicht, doch dann kam ein wirklich heftiger Schauer auf: Gegen 18:40 Uhr regnete es urplötzlich Katzen und Hunde, so dass sich jeder rettete(Polizei und Spaziergänger), der konnte. Die Menschen drängten unter schützende Dächer und Vorsprünge rund um den Marktplatz. Für einen kurzen Moment fand in diesem Gedränge ein unbemerkter Schulterschluss zwischen einem Dutzend Polizisten und hunderten Spaziergängern unter dem Kulturfinger statt. Die einen trugen Masken über dem Mund, Dienstpistole und Schlagstock im Halfter, die anderen
Freiheitslichter in Ihren Händen. Scheu oder Angst voreinander hatte keine Partei- ich sah gegenseitigen Respekt und Achtung. Dann ließ der Regen nach und die Massen strömten aus allen Ecken auf den Neubrandenburger Marktplatz.

Zwischen „Final Countdown“ und Trompetenklängen wurde am Mikrophon berechtigte Kritik an unserer Ministerpräsidentin laut: Frau Schwesig bezeichnete in einem kürzlichen Statement viele Spaziergänger als Nazis. Nicht nur in Neubrandenburg, sondern in über 1400 Städten Deutschlands spazierten heute die Menschen gegen die restriktive und unverhältnismäßige Coronapolitik, gegen den Corona-Impfzwang, gegen die Corona-Impfung von Kindern und für die Wiedereinsetzung aller verfassungsmäßig garantierten Grundrechte.
Für diese Menschen sind die Nazi- Äußerungen unserer
Ministerpräsidentin Schwesig völlig unverständlich.

Weil fast 20 Ordner fehlten, begann der Spaziergang mit 30 minütiger Verspätung. Es ging über Turmstraße, Friedrich-Engels-Ring, Demminer Straße, Reitbahnweg und Fasanenstraße zurück auf den Marktplatz.

Der Verkehr kam zum Erliegen: Der spazierende Menschenstrom reichte, beide rechte Fahrspuren auf der Demminer Straße füllend, von der Ecke Ravensburgstraße bis zum Ponyweg/Ecke Lidl. Schwer einzuschätzen, wie viele Spaziergänger es waren. Die Angaben von Polizei und Spaziergängern klaffen stets signifikant auseinander. Zumindest habe ich gesehen, dass die Spaziergänger mit einem Zähler in der Hand ( Ecke Wartlaustraße ), präzise Zahlen ermittelten. Aus
Erfahrung wissen die Spaziergänger, wie viele Menschen nebeneinander vorbei gehen. Dann wird der Zähler pro vorbei gehender Reihe gedrückt und die Klicks mit der Anzahl der Leute pro Reihe/Klick multipliziert. An verschiedenen Punkten wird dann das arithmetischen Mittel gebildet.

Die Teilnehmerzahlen sind also sehr zuverlässig. Es sollen am Montag 3000 Teilnehmer gewesen sein. Wie die Polizei die Teilnehmerzahlen ermittelt, habe ich dagegen noch nicht erkennen können.

Laut offizieller Polizei- Pressemitteilung waren es in Neubrandenburg 1800 Demonstranten. Noch deutlicher unterscheiden sich die Teilnehmerzahlen in Rostock. In der offiziellen Polizei- Pressemitteilung aus Rostock wurde nicht gezählt, sondern geschätzt. In Rostock sollen es 4000 Teilnehmer gewesen sein. Fragt man die protestierenden Menschen vor Ort, so sprechen sie von 20.000 Teilnehmern!

Am 4.Januar berichtete die lokale Presse( z.B.Nordkurier ) über viele Demonstrationen in Mecklenburg-Vorpommern und nutzte dafür jedoch nur die offiziellen polizeilichen Zahlen. Der NDR stand mit einem Übertragungswagen auf dem Neubrandenburger Marktplatz…. es wurde kein Bildbericht im Nordmagazin(4.1.2022) von den friedlichen Neubrandenburger Spaziergängern ausgestrahlt.

Die Spaziergänger kommen keinesfalls aus der rechten Ecke- schon auf Grund der schieren Masse müssen die protestierenden Menschen, die ja auch Wähler sind, von unseren Politikern angehört werden. Kein Politiker verliert dabei sein Gesicht…. aber er würde aus der vorgegebenen Marschrichtung seiner Partei- Führungsgremien ausscheren… und vermutlich seine Partei-Karriere aufs Spiel setzen.

Während SPD-Stieber linientreu im Nordkurier verlautbarte, den Spaziergängern aus Prinzip kein Gehör zu schenken, signalisierte OB Silvio Witt, obwohl geimpft, eine gewisse Gesprächsbereitschaft. Ob sich dadurch
etwas ändert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Was man sofort gemeinsam (Polizei,Spaziergänger,Presse und Versammlungsbehörde) ändern könnte, wäre die Ermittlung der exakten Teilnehmerzahlen.

Wir sollten einander respektieren und zuhören, egal ob geimpft oder ungeimpft… momentan rasen zwei Züge ungebremst aufeinander zu. Dazwischen gibt es noch andere Meinungen. In einer Ecke sah ich eine junge Frau auf verlorenem Posten und mit einem Plakat um den Hals sitzen, auf dem zu lesen stand: Für Solidarität und gegen Egoismus. Werden unsere Grundrechte ausgehebelt(wogegen alle Spaziergänger auf die Sraße gehen), wird auch diese junge Frau bald Ihre Meinung nicht mehr sagen können…

Der erlebte Schulterschluss unter dem Kulturfinger symbolisiert Hoffnung. Die Nazi-Äußerungen unserer Ministerpräsidentin sind dagegen diskriminierend.

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