Unterwegs im Unesco-Weltnaturerbe Serrahner Buchenwald

Auf dem Wald-Erlebnis-Pfad zum Schweingartensee

Heute geht es zum Unesco- Weltnaturerbe „Alte Buchenwälder“, in den Müritz-Nationalpark nach Serrahn. Von Neubrandenburg benötigen wir ungefähr 40 Min Anfahrtzeit, bis wir Zinow erreichen. In Zinow biegen wir wie ausgeschildert ab, bekommen jedoch gewisse Zweifel, da die Fahrspur sich zu einem Sandweg wandelt. Dann aber erwartet uns rechter Hand ein überaus großzügiger Waldparkplatz. Nachdem wir uns an den Informationstafeln in Ruhe über Wald,Tiere, Nationalpark und Verhaltensregeln informiert haben, geht es auch schon los. Unser Wanderweg führt mitten hindurch, unter dem bepflanzten Dachgarten des Informationsgebäudes in die Wildnis. Doch Halt! Besser ist es schon, sich die ausgehangene Wanderkarte für eine solide Orientierung abzufotografieren! Unser Wanderweg ist eineindeutig mit einem Buchenblatt gekennzeichnet. Es geht über einen schmalen Pfad mit sehr vielen Info- Tafeln immer weiter hinein, in einen riesigen Kiefernwald. Ein nicht endender Blaubeer-Teppich bettet den gesamten Waldboden ein. Alles ist bunt, vor allem in allen Farben Grün. Dichtes Moos wächst auf manche Baumrinde und verleitet uns, mit den Händen hinein zu fühlen- wir spüren einen feucht-flauschigen weichen Teppich. Wir haben einen Wandertag mit durchwachsenem Wetter erwischt- es duftet nach Wald, Regen und feuchter Erde.Mit den vorüber ziehenden Wolken und zugleich leuchtenden Sonnenstrahlen durchdringt den sensiblen Wanderer eine Aura unterschiedlichen Lichtes. Es wird durch unterschiedliche Blätter der verschiedenen Bäume verursacht.

Nach 2,2 km Wanderstrecke erreichen wir die die ersten Bänke und verweilen. Sogar zwei Hängematten verleiten den Wagemutigen durch die Baumkronen in den Himmel zu schauen. Neben den Hängematten ist eine Spiegelkonstruktion installiert. So spürt der chillende „in die Luft- Gucker“ einen gewaltigen lichtdurchflutenden Unterschied, ob er unter 250-jährigen Tannen, oder 50-jährigen Kiefern schaukelt. Leute, es ist beeindruckend herrlich!

Hinter den Hängematten beginnt die Kernzone des Müritz-Nationalparkes. Der Kiefer- Nutzwald mit dem Blaubeerteppich verschwindet allmählich in einer Mischwaldzone mit adulten Tannen, Eichen und Buchen. Alles scheint im Fluss-

der Wald lichtet sich allmählich und der Boden federt unter unseren Schritten. Wir erreichen die Aussichtsplattform am Serrahner See. Selbstverständlich steigen wir hinauf und schauen in eine weite Moorlandschaft,die vom Wald und dem Serrahner See geprägt wird. Dort hinten, auf einem hohen Baum soll er sein Nest haben, so steht es im Ausguck geschrieben. Doch vom Fischadler keine Spur! Anders als in unserer urbanen Stadtlandschaft haben die Tiere dieses Waldes auf einer Fläche von locker 10km x 10 km ein riesiges, unberührtes Waldgebiet für sich. Vögel, Rehe,Wildschweine, Hummeln, Libellen, Lurche und Füchse zeigen sich dem auf ausgetretenen Pfaden wandelnden Hobby- Fotografen nur, wenn sie es wirklich wollen. Vielleicht hat der eine oder andere Fotograf Glück, doch mein Tipp lautet: Der wahre Genießer beobachtet den Moment und fotografiert lieber in Ruhe Bäume und Pilze- die laufen nicht weg!

Nach gut 3,7 km passieren wir das alte, seit Ewigkeiten wüst gefallene Wenden-Dorf Serrane. Durch das Dickicht hallt der Ruf eines Uhus und verleiht dem Ort eine beängstigende Mysthik.

Nach weiteren 700 Metern erblicken wir in der Ferne von vielleicht 3 Steinwürfen die Gebäude der Försterei Serrahn. Wir gehen jedoch nicht, wie beim Monopoly, direkt dort hin, ohne Geld einzuziehen, sondern wir folgen dem Pfad nach links! Das nächste Highlight wartet, uns ruft das Moor. Ein Holzbohlenpfad gibt die Richtung vor. Doch was ist das?… ich höre es klappern und steht da eine Schubkarre? Der erste Mensch nach fast 4,5 km Einsamkeit- ich rufe ein fröhliches “Hallo und guten Tag!“. Es ist eine Nationalparkmitarbeiterin, die gerade Infotafeln ins Moor steckt, schließlich wachsen die Moor-Pflanzen jedes Jahr vermehrt an anderen Stellen. Darum werden die Tafeln jedes Jahr wo anders hin gesteckt. Wir haben Zeit für einen Plausch und so erfahre und sehe ich die mannigfaltige Schönheit der Moorpflanzenbotanik. Das Moor ist trügerisch, denn weite Teile sind mit einem dichten Schwimmpflanzenteppich, auf denen wiederum andere Pflanzen wachsen, bedeckt. Darunter sind vielleicht 20-50 cm Wasser mit einer mehrere Meter dicken Schlammschicht. Wer dort hinein fällt, der kann unter Umständen verloren sein! Ganz anders empfinden Kraniche diesen Landstrich- für sie ist es ein Paradies, dass hervorragend zum brüten geeignet ist. Gewaltig dröhnen die Trompetenschreie der Vögel des Glücks durchs Moor- entdecken kann man ihre gut versteckten Nester jedoch nicht. Dann erreichen wir einen befestigten Weg, biegen nach links ab und wandern auf dem blau markierten „Müritz- Nationalparkweg“ in Richtung Carpin. Nunmehr folgt der wahrhaftige Naturerbe-Buchenwald, der Grund, warum wir überhaupt hier her gekommen sind. In Serrahn stehen keine Methusalems, doch wer bis zum Schweingartensee wandert, der sieht Buchen, die den Himmel berühren, riesige Pilze und einen verwunschenen See. In den letzten Jahren sind durch Herbst-& Frühjahrsstürme in den Heiligen Hallen (bei Lüttenhagen) viele uralte, mächtige Buchen gebrochen worden. So ist das Waldgebiet um Serrahn zwar nicht uralt, aber „mittelalt“, somit stand- und windfest und in gewissem Maße attraktiver, als die Heiligen Hallen. Auch in Serrahn gibt es eine Menge gestürzter Bäume. Im Nationalpark wird das Totholz, bis auf die Wanderwege, nicht geräumt und wird der Natur überlassen. Flechten, Moose, Insekten und Pilze zersetzen das Holz und führen es dem ewigen Kreislauf der Natur erneut zu. Totholz sorgt für eine enorme Biodiversität. Zwischen mächtigen, bemoosten Baumleichen findet der geübte Fotograf immer und immer wieder faszinierende Motive. Bald erreichen wir den verzauberten Schweingartensee- gibt es etwas schöneres ? Nachdem wir die „Alten Schanzen“ inspiziert haben, drehen wir um und wandern zur Försterei Serrahn zurück. Hier wartet ein Naturfotograf, ein Cafe mit Imkerei und selbstverständlich das Informationszentrum des Nationalparkes auf unseren Besuch. Nach einer kleinen Verschnaufpause wandern wir auf dem Müritz-Nationalpark-Weg nach Zinow zurück. Der Weg ist breit und eintönig. Darum wollen wir einen kleinen Umweg auf dem mit einem Wildschweinsymbol gekennzeichneten Wanderweg ausweichen. Irgendwie haben wir den Abzweig verpasst. Vielleicht war er auch nicht deutlich gekennzeichnet. Hierauf gab unsere abfotografierte Karte auch keine konkrete Auskunft, denn exakte Entfernungsangaben der Teilstrecken fehlen.

Egal- viel zu schnell erreichen wir den großen Parkplatz… und freuen uns, dass unser Auto noch da ist.

Auf dem Heimweg empfehle ich Ihnen, liebe Leser, noch einen kleinen Abstecher zur Bäckerei Kowalewski in Neustrelitz-Kiefernheide. Hier gibt es sehr gute Backwaren und neuerdings auch frisch geröstete Kaffeebohnen aus eigener Produktion. Bei einem gemütlichen Käffchen ziehen wir unser Resümee:

Die Wanderung durch den Serrahner Buchenwald war spannend, abwechslungsreich und durch die vielen Informationstafeln sehr, sehr lehrreich.