unterwegs im Herzogtum mecklenburg-strelitz
Rund um den Zierker See (16km)
Wir beginnen unsere Rund- Wanderung am Hafen von Neustrelitz. Hier und in der näheren Umgebung gibt es genügend Parkplätze. Der Hafen ist von vielen Speichern architektonisch geprägt. Die ersten Bauherren sollen Warener Getreidehändler gewesen sein. Hier beginnt die Bundeswasserstraße, auf der man über die Havel bis nach Berlin gelangt. Über Müritz und Elde kann man jedoch auch nach Schwerin, Hamburg, zur Nordsee, oder Ostsee schippern. Damals wurde Warener Weizen an der Hamburger Börse gehandelt. Das Hafengelände im Rücken, erblicken wir den Louisentempel und können bis hinauf zum Hügel blicken, auf dem bis 1945 das Schloss der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz stand. Ein Spaziergang durch den Schlossgarten ist immer empfehlenswert; da wir jedoch heute 16 km wandern wollen, begnügen wir uns mit einem Blick. Vorbei an der Gaststätte „Helgoland“, auf deren Terrasse man die Sonne am Abend immer im Zierker See untergehen sieht, erreichen wir den Chinesischen Pavillion und die Weiße Brücke- beides Wahrzeichen von Neustrelitz und top Fotomotive. Der Pavillion diente als Wäschespülhaus, in deren offenen Inneren die Mägde im Zierker Seewasser die herzögliche Wäsche spülten. Kein geringerer, als Friedrich Wilhelm Buttel, ein Schinkel-Schüler, entwarf dieses ansehnliche Gebäude. Während wir noch über das Pavillion sinnieren, erreichen wir die nächste Sehenswürdigkeit: Das Slawendorf am Zierker See. Da wir jedoch im Winter wandern, hat das Erlebnismuseum zu. Ein kleines Stück wandern wir noch parallel zum Gleis der Zierker Nebenbahn durch die Schlosskoppel. Kurz nachdem wir das Gleis queren, gabelt sich der Weg. Wir halten uns rechts und erreichen den Franzosensteig“ . Leider sind die Holzbohlen zerfallen und der Weg, den Französische Kriegsgefangene im 1.Weltkrieg zur Liebesinsel aufschütteten, nicht mehr begehbar. Der Anblick des Verfalls verbreitet im dunklen Wald ein mystisches Gefühl. Bald lichtet sich der Wald. Wir tangieren die L25 Richtung Userin und gehen die Bücke über den Kammerkanal. An dieser Stelle fand man im Kanal 1918 den leblosen Körper des Großherzoges Adolf-Friedrich VI von Mecklenburg-Strelitz. Um seinen ungeklärten Tod ranken sich viele Geschichten: War es ein Freitod aus Liebe zur englischen Fürstin Daisy von Pless, hat er sich wegen Spionage das Leben genommen, oder wurde er umgebracht? Ein kleiner Stein gedenkt des letzten Großherzoges von Mecklenburg-Strelitz, der unverheiratet keine Nachkommen und somit keinen Thronfolger hinterließ. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin wollte laut Erbvertrag von 1701 nun beide Mecklenburgs vereinigen, doch die Novemberrevolution fegte 1918 alles hinweg und er dankte ab. Die älteste Monarchie Deutschlands, die über 800 Jahre Mecklenburg regierte, fand ein jähes Ende. Doch zurück zu unserer Wanderung! Hinter dem Kammerkanal gibt es nun verschiedenste Wandermöglichkeiten und Varianten, den Zierker See zu umrunden. Daher sollten Sie, lieber Viertorestadt-Leser, an dieser Stelle Ihre Wanderkarte zu Rate ziehen! Notfalls kann man auch auf dem gekennzeichneten Radrundweg bleiben. Wir entscheiden uns für die alte Katzenkopfsteinpflasterstraße über Hohenlanke bis nach Prälank Kalkofen. Hier verlassen wir den regulären Radrundweg und machen einen kleinen Abstecher zum Findlingsgarten auf dem Buteberg. Mecklenburg ist ein Land der Feldsteinfindlinge. Überall liegen sie umher, immer wieder scheinen sie aus dem Ackerboden zu wachsen. Wie sind sie entstanden und wo kommen sie her? Auf etlichen Schautafeln können Wanderer im Findlingsgarten ihr Wissen vervollständigen. Wir verlassen diesen Ort des Wissens als „Pseudo-Geologen“ und wandern durch den Wald über Prälank-Siedlung bis nach Prälank. Ob sie nun an der Badestelle Großer Prälanker See oder im Hotel Prälank Rast machen, obliegt Ihrem Geschmack. Zwischen Kleinem und Großen Prälanksee gehen wir nun Richtung Torwitz und gelangen wieder auf den ausgeschilderten Radweg. Er ist zwar richtig gut gepflastert, wirkt jedoch nach der schönen Waldstrecke recht monoton. Ab und zu müssen wir nun unseren Wanderweg mit Autos, Traktoren und anderen Wanderern teilen. Im fernen Nebel reckt sich die Zierker Kirchturmspitze zum Himmel empor. Wir erreichen Torwitz und verlassen kurz vor Wiesenthal erneut den Radweg. Wir wandeln über den Wiesenthaler Weg bis nach Zierke. Es ist ein herrlicher Landweg, flankiert von unzähligen Kopfweiden. Nun haben wir schon wieder etwas zu gucken: Im Wildgatter Zierke tummelt sich Damwild, dass für frisches Gras oder für ein vom Wanderer dargebotenes Salatblatt angerannt kommt. Respekt oder Angst vor Hunden, die den Wanderer auf der anderen Seite des Zaunes begleiten, haben sie keineswegs. Mit Geduld und etwas Geschick kann man nun das Damwild in der „Natur“ fotografieren. Direkt vor dem Wildgatter führt ein befestigter Pfad zum Aussichtspunkt am Zierker Seeufer. Klar, dass wir an dieser Stelle über den See schauen. Achten sie mal auf die Bodenplanken: Die versenkten Schraubenköpfe der Brückenkonstruktion wurden von findigen Biertrinkern oder auch Anglern mit diversen Kronkorkenverschlüssen abgedeckt. Nun ist es zum Ausgangspunkt unserer Reise nicht mehr weit. Verlaufen geht auch nicht mehr. Ich treffe einen alten Mann, der auf diesem abfalleimerfreien Wegabschnitt mit einem mechanischen Greifarm Müll aufsammelt. Er verdient kein Geld, aber unser aller Lob! Über das Gelände des Wassersportvereines Neustrelitz und an der Marina Neustrelitz entlang, endet unser Weg an der Hafenmole. Nochmals schauen wir auf den Zierker See und lassen unsere Wanderung Revue passieren: Durch Geschichte, Natur und Kulturlandschaft wandernd, behält man stets sauberes Schuhwerk.