Auf der suche nach der Goldenen wiege
Winterwanderung zur Slawenburg Grapenwerder
( 5 km )
Heute wandern wir von Penzlin zum Slawenburgwall Grapenwerder. Da kein Wegweiser oder Schild uns die Richtung zeigt, sollten wir uns im Vorfeld eine Karte ausdrucken oder besser mit unserem Handy auf ein gutes Online-Kartenwerk zurück greifen. Hinter der Umgehungsstraße, direkt am Wurzenbach, stellen wir unseren PKW ab und wandern von der Ecke „Am Mühlenbach“ / „Puchower Chaussee“ in aller Frühe los. Wir bleiben auf dem Landweg und folgen der Treckerspur nach links. Immer weiter entfernen wir uns von der lärmenden Umgehungsstraße, während sich vor unserem Auge eine sanfte Hügellandschaft erschließt. Riesige Feuchtgebiete und Schilfröhrichte durchziehen die Niederungen. Ein Hahn kräht im Nebel und von einem weit entferntem Hügel beobachtet uns argwöhnisch ein riesiger Fuchs. Dann beschert uns der glutrote Feuerball das erste Tageslicht. Alles wirkt mystisch- was mag sich hier vor 1000 Jahren zugetragen haben ? Grapenwerder, so berichten es alte Sagen, war die Grenzfeste des letzten Redarier- Fürsten Wernicke. Als Wernicke im Tempel von Rethra weilt, erfährt er, dass ein riesiges Sachsenheer anrückt. Hals über Kopf galoppiert er zu Pferde von Prillwitz kommend durch die Eiserne Pforte auf seine Burg Grapenwerder, packt alle Reichtümer zusammen und flüchtet in den schützenden Wald. Auf der Flucht versinkt sein wertvollster Schatz- die Goldenen Wiege- im Sumpf. Wernicke fällt im Kampf und als sich Rauch und Nebel verzogen, versuchten viele vergebens, den versunkenen Goldschatz zu heben. Über die zerstörte Burg deckte sich ein Dornenkranz. Die Jahrhunderte hüllten den Nebel des Vergessens über die Geschehnisse. Niemand hat die Goldene Wiege gefunden- also liegt sie noch versunken da. Liegt der Schatz vielleicht im kleinen Frauentogsee, den wir nach ca. 1 km Wegstrecke erblicken? 500 Meter in nordöstlicher Richtung thront die Veste Grapenwerder. Und tatsächlich: Der Burgwall ist noch heute von einer Hecke bekrönt! Im Bann von Sagen, Geschichten und Wirklichkeit wollen wir nun die Burg erklimmen- doch das ist gar nicht so einfach, denn Grapenwerder liegt mitten auf einem bewirtschafteten Feld. Wir verlassen den Hauptweg, der auf einen Hügel führt und wandern in einem weiten Bogen Richtung Frauentogsee an einem schmalen Fließ entlang. Dann verschwindet das Bächlein im Untergrund und die Hecke gibt den Weg für uns an einem Knick zum Burgwall frei. Der Eingang zum Hochplateau befindet sich auf der gegenüberliegende Wallseite. Wir müssen 150 Meter über den Acker- ein Grund, warum ich diese Wanderung bei Frost empfehle. Der andere ist, dass wir bis hier her ein großes Feuchtgebiet durchwandern und nicht irgendwann im Morast versinken wollen. Wir gehen auf den Feld-Fahrspuren an einer Hecke Berg auf, orientieren uns zugleich an den zahlreichen Jägersitzen. So zerstören wir keine Feldfrüchte und ersparen uns großen Ärger mit dem Landwirt. Wer feine Sinne hat, der spürt, dass wir schon über den ehemaligen Burgvorhof wandeln. Wir halten uns rechts und dann öffnet sich der Wall. Nun gelangen wir bequem in den Burginnenhof und drehen einen 420 Meter langen Rundkurs auf dem Erdwall. Erstaunlich, wie weit man von hier schauen kann! Die Natur erwacht- Kraniche und Schwäne ziehen am Himmel vorüber. Ein Bergfinken- Vogelschwarm trällert im Schutze der Hecke und fliegt immer wieder auf. Wir stehen auf historischem Gelände von dem nur noch ein Erdwall berichtet- die Burg wurde vor immerhin 1300 Jahren gebaut! Die mittelslawische Burg Grapenwerder existierte laut Funddatierungen vom 8. bis zum 11. Jahrhundert. Funde von Grapen- tönerne Gefäße- gaben der Höhenburg ihren heutigen Namen. Bevor wir unseren Rückweg antreten, schauen wir nochmals zum Frauentogsee- hat es etwa gerade aus dem tiefen Wasser goldgelb geglitzert?