Von der Moderne bis in die Jungsteinzeit

Wanderung um den Kastorfer See

Bei dieser Wanderung tauchen wir tief in eine seit der Jungsteinzeit von Menschen geprägte Kulturlandschaft ein. Wir fahren in Kastorf über den Fischerweg zum Badestrand an den Kastorfer See. Nach einer kurzen Stippvisite am Strand beginnt unsere Wanderung entgegen des Uhrzeigersinnes. Der Rundweg ist sehr gut ausgeschildert. Wir gehen vorerst den selben Weg zurück, den wir mit unserem Auto gekommen sind, entfernen uns also vom See. Achten Sie auf den ersten Wegweiser, sonst landen Sie in einer Sackgasse! Im ersten Abschnitt wandeln wir durch eine Grundmoränenlandschaft, durch Felder und Wiesen. An uralten Kopfweiden entlang, steigen wir immer höher und höher und erreichen weit ab vom See, am Südende, bei 63 Meter über Null, den höchsten Punkt unserer Wanderung. Wir verschnaufen und genießen die herrliche Rundumsicht in die hügelige Landschaft. Den über 2 Kilometer langen See sieht man durch die Ufer- Vegetation jedoch nur schemenhaft. Ein Blick auf die Landkarte veranschaulicht, wie riesig das gesamte natürliche Wassersystem, zu dem auch der Kastorfer See gehört, eigentlich ist: Es reicht fast 15 Kilometer weit vom Burgberg Wolde über den Möllner See, durch den Lühmbach bis hin zum verlandeten Geveziner See. Vor 1000 Jahren lag der Wasserspiegel um einige Meter höher. Heute nur noch von Rinnsalen durchzogen, war dieser Landstrich früher von kleinen Seen, Sümpfen und Fließen geprägt. Selbst in den größten Höhen gab es Tümpel und Sölle, die das beschriebene Wassersystem speisten. Durch landwirtschaftliche Urbarmachung und Meloration legten erst die slawischen Siedler, dann deutsche Ritter und später mecklenburgische Gutsherren und besonders die DDR- LPGen weite Landstriche trocken. Mit den Jahren wurde alles zugeschüttet und so die naturgegebenen Wasserläufe zerstört. Die Gewässer, die bis heute blieben, haben sich zu einem Rückzugsort seltener Vögel entwickelt. So entdecken wir im nebeligen Ufersaum des Vordersees einen Silberreiher… und auch das Verkehrsschild “Achtung Fischotter“ zwischen Gädebehn und Kleeth hat einen tiefen Sinn: der Kastorfer See ist Otterrevier! An der nächsten Weggabelung halten wir uns links und gelangen in den Wildberger Forst. Im Herbst bilden gefallene Buchenblätter einen rotbraunen Teppich. Spätestens jetzt gelangen wir in völlige Stille. Nur der Wind weht durch Zweige und Äste und ein Specht klopft irgendwo an einen Baumstamm. An versteckten Bootsschuppen entlang, erreichen wir die Badestelle Wildberg. Wenn Sie ein Picknick einplanen, dann ist hier der ideale Ort dafür: Spielplatz, Feuerstelle, Badesteg und ein verfallenes DDR-Plumps-Clo lassen keine Wünsche offen. Vom Badestrand Wildberg haben wir einen guten Blick auf die Insel. Auf der Insel befand sich im 10. Jahrhundert ein jungslawischer Marktort, geschützt von einem Burgwall. Die Insel war nördlich durch eine 300 Meter lange, hölzernen Brücke mit dem Festland verbunden. 1249 wird die verfallene Inselburg als antiquum castrum, quod est in medio stagno“ schriftlich erwähnt. Gut 200 Jahre(18.-19.Jahrhundert) wurde die Insel landwirschaftlich genutzt. Wer genau hinschaut, entdeckt im Dickicht ein altes Fachwerkhaus. Ursprünglich standen auf der Insel zwei Häuser, wovon nur noch das Mägdehaus übrig geblieben ist. Errichtet wurden die Häuser vom damaligen Gutsherren als Quarantänedomizil für seine an Tuberkulose erkrankte Gattin. Leider besteht für die Insel aus Naturschutzgründen ein Betretungsverbot. So verstecken Eichhörnchen ohne Angst vor Räubern ihre Eicheln und Nüsse im von Vandalen gebeutelten Haus. Wer dennoch auf die Insel gelangt (im Winter über den zugefrorenen See oder mit einem Boot), verspürt den paradiesischen Charme von alten Obstbäumen. Doch geben Sie Obacht! Alte Sagen erzählen, dass in den Inselruinen eine weiße Hexe leben soll und allen den Tod bringt, die ihre verfallenen Besitztümer betreten! Nach unserem Picknick wandern wir nun immer am Ufer entlang, Richtung Norden und erreichen bald eine große Hinweistafel. Am Kastorfer See gab es insgesamt 3 Slawische Buganlagen. Wer mag, der kann an dieser Stelle die Reste der dreigliedrigen slawischen Burganlage Wildberg erforschen. Die Reste der unscheinbaren Burganlage sind beeindruckende 1000 bis 1300 Jahre alt! Wir wandern weiter, viel weiter in die Zeit zurück und entdecken am Nordende des Kastofer Sees einen Rillenstein. Wofür diente der Kastorfer Rillenstein unseren Vorfahren? Ist er ein Phallussymbol, diente der Stein als Form des weiblichen Schoßes einem Fruchtbarkeitsritus, kultischen Handlungen oder war er ein Astronomium zur Bestimmung der Saatzeit? Die moderne Archäologie und wir Wanderer tappen im Dunkeln. Lassen wir uns einfach von der Aura dieses mystischen Ortes durchströmen! Haben wir nach unserer Wanderung immer noch nicht genug, können wir noch eine motorisierte Stippvisite zur Kirche und Gutshaus machen. Kastorf ist übrigens auch als Ort von Erntedankfesten und Faschingsfeiern in der Region weit bekannt. Entdecken Sie den urigen Kulturraum?