Wanderung um das rühlower os

Ins Amphitheater der Eiszeit

Mit dieser kurzweiligen Wanderung werden längst vergangene Eiszeitgeschehnisse erlebbar. Wir reisen mit dem Auto an und parken zwischen Warlin und Rühlow an der Ecke „Am Wiesengrund“. Unmittelbar neben der Bushaltestelle Rühlow Ausbau zeigt uns ein unscheinbarer Wegweiser, wo es lang geht. Nachdem wir einen Bach glücklich überquert haben, gelangen wir zur Nordseite des Rühlower Os.  Der Oser,  in dem wir gerade stehen, wurde bis in die 70er Jahre noch als Kieskuhle genutzt. Hier kann sich der Wanderer an einer Schautafel informieren, was ein Oser ist – ein gewaltiges Loch, dass durch einen Toteisblock entstand. Während die Eisdecke der letzten Eiszeit abschmolz und das Wasser die Sedimente davon riss, schmolz der Toteisblock erst ganz zum Schluss, so dass eine imposante geologische Anomalie in der glazialen Serie zurück blieb. Falls sie im zeitigen Frühjahr wandern, dann betrachten Sie das wasserführende Osauge genau. Obwohl schon wochenlang 6-9 Grad auf dem Thermometer stehen, werden Sie vielleicht eine dünne Eisschicht bemerken. Dieses letzte Eis veranschaulicht, warum die Toteisblöcke vor Jahrtausenden als letztes schmolzen: Die Löcher sind so tief, dass die Sonnenstrahlen selbst im Sommer nicht bis zum Auge vordrangen; im Winter auf Grund des Sonnenstandes sowieso nicht. Nach dem Studium der Wandtafel ist unser Interesse geweckt- was wird uns erwarten? Nach ungefähr 200 Metern gabelt sich der Weg- wir steigen nach rechts durch den Wald empor und werden völlig unerwartet vom Anblick des riesigen Osers überwältigt. Von einer hellen Lichtung blicken wir in einen riesigen, 20 Meter tiefen, amphitheaterähnlichen Schlund. Ich gehe jede Wette ein, dass Sie den Oser erst mal umrunden und beim zweiten Mal in seinen Schlund hinab steigen werden. Doch Vorsicht, die Steigung ist gefährlich und anstrengend zugleich! Das Auge führt sporadisch Wasser, so dass hier seltene Amphibien und Pflanzenarten leben- zertrampeln Sie nicht diesen Lebensraum! Am Südende, inmitten von Schlehenhecken, schließt sich der nächste, für den Wanderer unzugängliche Oser an. Er wird von der Bahnstrecke Neubrandenburg- Stettin durchstoßen. Beim Bau der Bahnlinie erkannte man schon 1867 die Einzigartigkeit dieses Landstriches. 1971 wurde der Oszug zum Naturschutzgebiet erklärt. Früher hielten Schafe die Fläche waldfrei, doch mit dem Einzug der modernen Landwirtschaft verschwanden auch die lebenden Rasenmäher, so dass der Os zunehmend verbuschte und natürlicher Baumwuchs einsetzte. Seit 1996 erfolgte wieder eine zielgerichtete Landschaftspflege, was der Laie an zahlreichen Baumscheiben erkennen kann. Die gesamte Wanderstrecke um den Oser beträgt ungefähr 1,5 km. Nicht nur eiszeitliche Spektakel hat die Gegend um Rühlow zu bieten. Die alljährlichen Rühlower Dreschfeste mit historischen Erntemaschinen ziehen tausende Gäste und Trecker-Fans an. Einer ungewöhnlichen Sportart wird auch gefrönt: Paintballer robben und kämpfen sich im Paintballpark durchs Gelände. Seit 2019 gibt es Pläne, alte Neubrandenburger Speedwaytradition zum Leben zu erwecken. Der MSC Vier Tore plant den Bau eines Speedwaystadions in einer alten Kieskuhle zwischen Warlin und Rühlow.