Ein grüneR Eichen- und Kastanienkranz

Der Wall

Neubrandenburg wurde am Tollensesee, auf einer Sandzunge zwischen den Flüssen Datze, Tollense, Linde und dem Tollensesee errichtet. Das restliche Terrain war weitestgehend morastiges Land. Zum zusätzlichen Schutz wurde die Stadt durch einen doppelten Erdwall und 3 Gräben befestigt.  Im Mittelalter standen auf dem gut 70- 100 Meter breitem Wall keine Bäume. So wurden Angreifer früh entdeckt und hatten keinen Schutz.  Zum Verteidigungssystem Stadttore, Wieckhäuser und Wall gehörten auch die vorgelagerten, befestigten Wassermühlen. Rückten fremde Heere an, so wurde hier das Wasser gestaut, in die Wallgräben umgeleitet und das Umland geflutet. Dieses Gesamtsystem machte Neubrandenburg über Jahrhunderte zu einer uneinnehmbaren Veste. Nach dem 30ig jährigem Krieg  und dem Aufkommen großkalibriger Feuerwaffen hatte der gesamte Verteidigungsring seine Bedeutung verloren. Auf dem Wall wurden Schweine gehalten und man erzählt sogar, dass einige Wassergräben zu Karpfenteichen umfunktioniert wurden. Irgendwann war es bei der Geburt eines Kindes Brauch, eine Eiche auf dem Wall zu pflanzen. Caspar David Friedrichs Eltern waren übrigens Neubrandenburger und haben auch für ihren Sohn einen Baum gepflanzt. So ist anzunehmen, dass der berühmte Maler der Frühromantik auf vielen seiner Bilder Neubrandenburger Walleichen malte. Eine weitere Besonderheit: Im Frühjahr blüht auf dem gesamten Wall alljährlich der Bärlauch und hüllt den Boden in ein weißes Blütenmeer. Im Bärlauch- Zwiebelduft streiten sich noch heute die Experten, ob sich das Gewächs durch früher auf dem Wall genutzte Gärten verbreitete, oder von der russischen Siegermacht in den Mangeljahren der Nachkriegszeit angebaut wurde. Zwischen Bahnhof und Friedländer Tor liegt der Landesyndikus Pistorius unter einer Grabplatte begraben. Johann Gottlieb Pistorius war Prinzenerzieher und enger Freund von Herzog Carl, der seine Dankbarkeit zusätzlich in diesen Stein mit den Worten “ und nie vergessen C. H. z. M “ meißeln ließ. Zu Lebzeiten von Pistorius herrschten auf dem kirchlichen Friedhof wegen Platzgründen ( zu wenige Grabstätten, so dass manchmal Reste von Verstorbenen nicht mehr mit Erde bedeckt waren) schlechte hygienische Bedingungen. Deshalb plädierte Pistorius für die Bestattung in „ungeweihter“ Erde und er wünschte sich beispielgebend sein Grab auf dem Wall.  Seit 1877 gestaltete der Verschönerungsverein den Wall zur Parkpromenade mit Denkmälern (z.B. Gellert-Denkmal) um. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das grüne Baum- und Buschwerk sich selbst überlassen, so dass ein natürlicher Wald entstand und die Gräben verbuschten. Durch nachhaltige Gartenpflege (Entbuschung, Baumfällungen, Neupflanzungen) schufen in jüngster Zeit unsere Stadtplaner eine bessere touristische Erlebbarkeit von Wall und Stadtmauer.  Ein Spaziergang auf dem Wall ist zu jeder Jahreszeit sehr inspirierend.