Der schönste Radrundweg in mecklenburg

Rund um den
Tollensesee (38-42 km)

Seit 1995 gibt es den Tollenseseeradweg. Wenn Sie nach Neubrandenburg kommen, dann müssen Sie Ihren Besuch auf jeden Fall mit einer Radtour um den Tollensesee verbinden- einfach nur herrlich. Wir radeln immer am See entlang, so dass im Sommer die Badehose und der Picknickkorb (leider ist die gastronomische Versorgung entlang des Weges schlecht) nie fehlen dürfen. Neben beeindruckenden Landschaftsblicken, Wäldern und riesigen Feldern, gibt es eine Menge zwischen Geschichte und Geologie zu entdecken. Achtung: Der Tollenseseeradrundweg ist sehr, sehr anspruchsvoll, denn das Höhenprofil und verschiedene Pistenuntergründe stellen hohe Anforderungen an Fahrer und Material! Im Verlauf der gesamten Strecke wollen etliche Hügel mit einer Höhendifferenz von jeweils 30 Metern oder mehr überwunden werden. Trainierte und ortskundige Raser schaffen die Runde in etwas mehr als einer Stunde. Der genießende Normalradler ohne Pedelec-Antrieb sollte allerdings inclusive ausreichender Pausen ( welche in diesem Bericht vermerkt sind ) für diese Tour zwischen 5 und 8 Stunden einplanen. Radlern, die mit dem Auto anreisen, empfehle ich, neben der Stadthalle zu parken. Sollte nicht gerade eine Großveranstaltung stattfinden, ist hier genügend und (derzeit noch) kostenfreier Parkraum vorhanden. Nach einem kurzen Blick auf die Stadthalle, einem Müther-Bau, fahren wir schnurstracks auf den See zu und machen uns am Badehaus zwischen Fontaine und Segelbooten, vielleicht auch schon bei einem ersten Erfrischungsgetränk, einen visuellen Eindruck von dem, was uns erwartet. Eine Frage steht nun im Raum, die ich für Sie beantworten möchte: Links oder rechts herum? Es gibt nur eine Lösung: rechts herum- Richtung Belvedere! Die mecklenburgischen „Bergmassive“ haben es in sich- Sie werden froh sein, mit müden Beinen gefühlt leicht Berg ab, ins Finale nach Neubrandenburg rollen zu können. Nachdem wir das Blaue Wunder (so nennt der Volksmund die große Rundbogenbrücke über den Oberbach) und das Strandbad Broda passiert haben, empfehle ich, die Tour leicht zu modifizieren. Wir radeln nicht geradeaus, sondern zwischen dem Amtshaus Broda und der Gaststätte „Konis Seeperle“ bis zum Cafe Broda. Direkt neben dem Cafe geht es im Wald steil Berg auf. Oben angekommen werden wir mit dem Belvedere- Panoramablick belohnt. Der offizielle Radrundweg verläuft im Tal. Wir fahren in die selbe Richtung, jedoch auf dem Bergrücken oberhalb des Tollensesees, bis wir auf Höhe der Ortschaft Neuendorf auf eine Betonstraße gelangen. Nun geht’s rasant bergab, schneller, ohne zu trampeln und schneller dem See und dem Tollenseseeradrundweg wieder entgegen. Unseren nächsten Halt planen wir in Buchort ( ein kleines Schild weist zum FKK-Strand hin ) ein. Von hier haben wir einen herrlichen Blick über das Wasser nach Neubrandenburg. Baden geht natürlich auch, was Radler freuen wird, die Ihre Badehose vergessen haben. Nachdem wir Buchort verlassen haben, folgt die unangenehmste Passage: Bis zum Zeltplatz Gatsch Eck müssen wir neben einer Kopfsteinpflasterstraße mit einem sehr schmalen Zuckersandweg vorlieb nehmen. Bei Gegenverkehr ist äußerste Vorsicht geboten. Bis nach Alt Rehse ist es nicht mehr weit- eine phantastisch in die Landschaft gepflanzte Kastanienallee sucht ihresgleichen. Dazwischen Kühe, ein weites Feld und immer wieder der Tollensesee am Horizont. Bis die Kastanienalleetalsohle erreicht ist, möchte ich Ihnen die Möglichkeit aufzeigen, nach links auf einen Feldweg abzubiegen ( es gibt nur diesen einen Weg ) und zur meiner Meinung nach schönsten Badestelle des gesamten Tollensesees zu fahren. Der Strand von Alt Meiershof bedeutet allerdings insgesamt (hin und zurück) 1,5 km mühevollen Umweg. Sie werden es nicht bereuen! Das Wasser ist hier sehr kinderfreundlich lange flach. Eine gepflegte Badewiese und viel Ruhe sind ein weiterer Trumpf. Hier machen wir Picknick. Nach einer gemütlichen Pause schieben wir unser Rad ( sie können selbstverständlich auch radeln ) hinauf nach Alt Rehse. Dieses Dorf hat viel zu bieten: Fachwerkhäuser im altdeutschen Stil und jede Menge Geschichten, die allesamt mit dem riesigen Gutspark in Verbindung stehen. Sie beginnen mit russischen Aktiengewinnen und der Märchenerzählerfamilie Hauff, gehen weiter über die Reichsärzteschule, Olympia- Vorbereitungen im Jahre 1936, den Obersalzberg , Güterverwaltung Nord ( der Führer wurde von hier mit Äpfeln versorgt, Martin Bohrmann wohnte im Gutshaus), General Schukow suchte in Alt Rehse kurz nach Kriegsende etwas Geheimnisvolles, den Kommandostand des NVA-Militärbezirkes 5, Rechtsstreitigkeiten mit dem Hartmannbund, jahrelangem Leerstand als Spekulationsobjekt, dem gescheiterten „Tollense- Lebenspark“ und endet mit einem Gruselhaus am Dorfteich, in dem ein Mann vor einigen Jahren seine Partnerin zu Tode quälte. Die bewegte Geschichte des Landschaftsparkes Alt Rehse wird weiter geschrieben: Der neue Eigentümer, die „Schlosspark Alt Rehse Entwicklungs GmbH“ haucht mit viel Geld, Mühe und einem tragfähigem Konzept dem wunderschönen Park neues und anderes Leben ein. Kurz um: wenn Sie es genau erfahren wollen, brauchen Sie für Alt Rehse einen Extra- Tag und sollten Sonntags den Park besichtigen. Wir wollen heute radeln und folgen dem Radweg Richtung Wustrow. Achten Sie von nun an auf die Wegführung und lesen sie die Wegweiser genau, denn wir entfernen uns vom See! An der Kreuzung Siehdichum/Wustrow/Neu Wustrow empfehle ich erneut, vom Tollenseseeradrundweg abzuweichen. Wir biegen nach links, Richtung Wustrow ab. Kurz vorm Ortseingang verweist ein Schild auf das Hügelgrab. Nehmen Sie sich die Zeit, schließen Sie Ihr Fahrrad an und kraxeln auf diesen Berg! Schon unsere steinzeitlichen Ahnen schätzten die Aura dieses Ortes. Vom Landschaftsblick überwältigt und von Energie durchströmt, gelangen wir zurück zur Kreuzung und folgen dem Tollenseseeradrundweg über Zippelow bis nach Prillwitz. Viele Radler lassen Prillwitz leider links liegen und fahren einfach weiter. Wir jedoch nicht, wir machen erneut einen kleinen Umweg und radeln am Jagdschloss vorbei, bis zum Fähranleger. Irgendwo in der Lieps soll Rethra, die mächtige Kultstätte der Slawen, versunken sein. Versinken wird wohl auch die kleine Insel Kietzwerder unter der jährlichen Last von 25 Tonnen Kot, die eine Kormorankolonie verursacht. Vor 30 Jahren wurden die seltenen Kormorane streng geschützt und Kietzwerder war eine mit mächtigen Bäumen bewachsene Insel. Heute nisten die Kormorane auf weißen Baumleichen und die riesige Population wird zur Konkurrenz für die Tollensefischer. Vielleicht haben Sie einmal das Glück zu erleben, wie ein Kormoranschwarm effektiv auf Jagd fliegt: Während ein großer Teilschwarm für Dunkelheit über der Wasseroberfläche sorgt und damit die Fische zusammentreibt, stürzen sich die restlichen Kormorane ins Wasser und fressen sich satt. Haben Sie noch genügend Zeit? Prima, dann machen Sie unbedingt noch einen kleinen Spaziergang durch den Jagdschlosspark auf den sogenannten Schneckenberg, eine alte Slawenburg. Keine Panik, es ist nicht weit! Hier hatte Gideon Sponholz die sogenannten Prillwitzer Idole vergraben. Seine Fälschungen erachtete die damalige Expertenwelt als echt und so lösten die Figuren einen regelrechten Rethra- Hype aus. Alte Geschichten berichten auch von einem Tunnel zwischen Burg und Schloss. Leider sind Gaststätte & Hotel im Jagdschloss schon lange zu und das Gebäude für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich, denn dann hätten Sie sich selber von meiner letzten Geschichte ihre eigene Meinung bilden können: Ein Geist treibt hier sein Unwesen und spukt manchmal des Nachts. Mit dieser Geschichte werden Sie zumindest bei Ihren Kindern punkten und sie ohne Zwang dazu bewegen, aufs Rad zu steigen und weiter zu fahren. Vorbei an Lieps und Kopfweiden, erklimmen wir nun den gewaltigen Höhenrücken von Usadel. Nochmals lassen wir ein herrliches Panorama auf uns wirken. Tief unten die Lieps, am anderen Ufer das Jagdschloss Prillwitz. Nun geht es knapp 3 km entlang der B96. Halten Sie große Kraftreserven bereit, denn auf diesem Teilstück müssen noch mehrere gemeine Anstiege bewältigt werden. An der einzigen Ampelkreuzung ( linker Hand der Golfplatz, rechter Hand Weber Maschinenbau) des Radweges biegen wir nach links ab. Wir passieren das Hotel Bornmühle, dem nachgesagt wird, eine der besten gastronomischen Adressen der Region zu sein. In Klein Nemerow liegen die größten Tourstrapazen endlich hinter uns. Wir machen am Badestrand nochmals eine kleine Pause und besichtigen die Scheunen-Ruine der ehemaligen Johanniter- Komturei. Die letzten ebenen 7,5 Waldkilometer bis zum Badehaus gehen uns locker- leicht von der Kette- ein langer Schlüsselmoment, an dem Sie froh sein werden, meinen Rat beherzigt zu haben, wie rum der See geradelt werden sollte. Auf diesem Stück gibt es wiederum viele touristische Highlights, die den einen oder anderen von uns zum anhalten bewegen: der Chimborazo , der Arionstein mit dem Aussichtsturm Behmshöhe, das Augustabad und der Yachthafen an der ehemaligen Torpedoversuchsanstalt sind alle für sich eine Reise wert und würden diesen Reisebericht auf die Dicke eines Buches anschwellen lassen. Am Badehaus lassen wir mit einem berühmten Windbeutel ( meine persönliche Empfehlung! ) und einem Käffchen unsere Tour ausklingen.