Erlebt Neubrandenburger Speedway eine Wiedergeburt ?

Neubrandenburger Speedway braucht endlich eine Heimstätte

Mit einem Motorrad von 0 auf 100 km/h in 2,3 Sekunden beschleunigen, in den Kurven auf dem Hinterrad und einem Funken schlagenden Stahlschuh driftend, das ist echter Speedwaysport… und alles ohne Bremse! Neubrandenburg war ein Ort der Speedway-Hochkultur. Die luftgekühlten Einzylinder- Viertaktmotoren dröhnten ohrenbetäubend, die Atmosphäre war von Methanol geschwängert. 2000 Fans, im Maximum 12.000 Motorsportfans und mehr, kamen zu Speedwayrennen nach Neubrandenburg. Das Harderstadion war von 1959 bis 1995 die Heimstätte des MC Neubrandenburg, später des MC Hydro Nord und zuletzt die Hochburg des MC Geothermie. Das Harderstadion umgab den Mythos, eines der schönsten Speedwayarenen Europas zu sein: Das Oval war an einigen Stellen von Bäumen umsäumt, besaß eine Tribüne im englischen Stil, einen Richter/Starterturm und ein gemütliches Bierlokal. Speedwayfahrer aus der Vier-Tore-Stadt dominierten die DDR-Liga, fuhren um den Ostseepokal und gaben auch später in der gesamtdeutschen Bundesliga kräftig Gas. Aus Neubrandenburg kamen der erste und der letzte Speedway-DDR-Meister! Unsere Speedway-Helden trugen Hammer und Schlegel auf ihrer Brust und fuhren immer vorne mit. Ihre Namen sind noch heute bei rennsportbegeisterten Neubrandenburgern ein Begriff: Hehlert, Franz, Strehlow, Fritz, Drews, Dreyer, Mussehl, Ott, Nicolas, Lagoda, Kreienbring, Werner, Buske, Hoth und Kahmann. Viertorestadt.de möchte mit Ihnen, geschätzter Leser, zurück und nach vorne schauen. Wie begann die Speedwaygeschichte im Günter-Harder-Stadion, wie endete alles… und gibt es einen wirklichen Neuanfang des eigentlich nie gestorbenen Neubrandenburger Speedwaysportes? Von 1958 bis 1959 wurde das Harderstadion durch das Nationale Aufbauwerk in ca. 20.000 Stunden mit Muskelkraft, ohne Kran und Bagger, im Rekordtempo von 8 Wochen zum Speedwaystadion umgebaut. Für den Bahn-Unterbau wurden 1000 Kubikmeter Feldsteine heran gekarrt und verlegt. Darauf kam dann eine Bindeschicht (mit Ochsenblut vermengte Lehm &Schlackemischung). Mit einer Walze wurde die Bahn verdichtet. Darauf kam dann der Rennbelag- erneut eine Steinkohleschlackeschicht. Die riesige Schlackemengen kamen aus dem Gaswerk Berlin und vom Neubrandenburger Gaswerk. In den Anfangsjahren wurden alle Speedwayrennen noch durch das Schwenken von Flaggen gestartet. 1960 bauten Siegfried Kaufmann und Gerhard Bohm ihre berühmte elektromagnetische Startanlage. Diese Gerätschaft funktionierte immer! 1970 bekam das Harderstadion die erste Speedway – Flutlichtanlage der DDR. 1985 wurde das Fußballfeld im Harderstadion vergrößert. Darum musste die Speedwaybahn natürlich auch umgebaut werden. Statt 340 Metern war die Bahn nun 361 Meter lang. Mit dem Ende der Deutschen Teilung entwickelten sich die fehlenden Profisport-Strukturen zum Nachteil für den Neubrandenburger Speedwaysport. Wichtige Sponsoren waren nicht mehr existent; viele Firmen gingen mit der neuen Marktwirtschaft unter. Die Kraft der Neubrandenburger Speedwaygilde gründete sich bis dahin stets auf dem Fundament des persönlichen Engagements und einem großem Zusammenhalt. Alles wurde ehrenamtlich organisiert oder aus eigener Tasche bezahlt, vom Bahndienst bis zum Speedwayfahrer. Viele DDR-Betriebe ermöglichten den Neubrandenburger Speedwaysport mit kleinen Dingen. So wurden z.B. die Stahlschuhe von Mike Ott in der Ratio-Werkstatt des Fernmeldebauamtes Neubrandenburg geschweißt und geschliffen- mit diesen Stahlschuhen fuhr Ott von Sieg zu Sieg. Es ging nie ums Geld verdienen, sondern um ursprünglichen Speedwaysport. Neubrandenburger Speedway förderte Freundschaft und Zusammenhalt auf vielen Ebenen. In unserer Jugend freute man sich  als Moped-Fahrer wie ein König, wenn man aus dem Fahrerlager etwas Methanol ergatterte- das in den Simson-Tank als Zusatzstoff beigemengt roch förmlich nach Racing. Auch die AG Flugzeugmodellsport/Fesselflug von der Hintersten Mühle (Sektionsleiter war der alte Herr Pagen) pflegte guten Kontakt zu den Speedwayfahrern. Methanol ( im Gemisch von 1:4 mit Rizinusöl)war der Treibstoff für die Modellbaumotoren. Es gibt noch viele andere Geschichten zu erzählen- alle belegen den großen Rückhalt und das Ansehen des Speedwaysportes in Neubrandenburg. Das Rennen um den Ostseepokal (14.07.1995) war das allerletzte Speedwayrennen im Harderstadion. Das Harderstadion wurde auf der Grundlage des Bebauungsplan Nr.36 für einen Parkplatz und den Bau eines neuen AOK-Gebäudes abgerissen…. und der legendäre Neubrandenburger Speedwaysport endete nach 334 Rennen im Neubrandenburger Harderstadion. Zählt man die Zuschauerzahlen der 36-jährigen Rennsportgeschichte im Harderstadion zusammen, so kommt man auf 1 Millionen Fans!!! Diese gewaltige Zuschauerzahl erreichte in Neubrandenburg weder die Leichtathletik , noch der Fußballsport, weder der Kanusport, noch der Handballsport, weder der Boxsport, noch der Radsport, geschweige die Mecklenburger Seenrunde… und auch die Sektion Tanzen des Polizeisportvereins wird mit solchen Zahlen niemals aufwarten können.

Der Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans Nr. 36 für den Standort am Pferdemarkt (12.12.1991) besagte eindeutig, „dass vor der Nutzungsänderung… ein neues Stadion an einer anderen Stelle zu errichten ist“. Der Bebauungsplan Nr.37 “ Am Nettelkuhl“ legte die Lage bzw.Begrenzung des Speedwaystadions im Nettelkuhl fest: Im Süden die Straße „Am Eschenhof“, im Westen die Kleingartenanlagen, im Norden die Stadtkreisgrenze (Neverin/Trollenhagen) und im Osten das Gelände der Bundeswehr (Zaun). Lärmgutachten, zusätzliche Nutzungspläne, Anbindung an die B96, und, und, und…. 1995 war endlich und wirklich vieles fertig geplant: Ein Speedwaystadion mit großem Freizeitzentrum im Nettelkuhl für stattliche 13,2 Mio Mark. Doch wer wollte und konnte so viel bezahlen? Speedway wurde schon lange nicht mehr in Neubrandenburg gefahren. Der MC Speedway 99, Nachfolger des MSC Neubrandenburg, hatte sich im Oktober 2003 aufgelöst. Der MC Speedway 99 mit Klaus Schier verfolgte damals das neue Ziel, in Warlin den Speedwaysport neu aufleben zu lassen. Mangels fehlenden Nutzungskonzeptes sprangen nun die letzten Investoren für das Großprojekt im Nettelkuhl ab.

Die Oberbürgermeister Klaus-Peter Bolick, Gerd zu Jeddeloh und Paul Krüger behandelten den Speedwaysport in den Augen der Fans nie mit angemessener, höchster Priorität. Dazu passt, dass die Stadt Neubrandenburg bevorzugt den SC Neubrandenburg und danach den Fußballsport förderte. Es kam, wie es kommen musste: Im Juni 2003 wurde das Aufhebungsverfahren zum „Bebauungsplan Nr. 37 Nettelkuhl“ eingeleitet. Der neue „ Bebauungsplan 88 Nettelkuhl “ aus dem Jahre 2006 sieht nunmehr ein 7 Hektar großes Gewerbegebiet vor. Vom Speedwaysport sprachen Parteien und Ratsherren gar nicht mehr. Es herrschte Speedway-Totenruhe.Lange blieb es um den Neubrandenburger Speedwaysport sehr still.

2019 gründete sich um Jan Seidler der MSC Vier Tore Neubrandenburg . Man holte alte Pläne wieder hervor, ein Speedwaystadion in Warlin zu erbauen. Euphorie brach unter den Speedwayfans aus, das Medieninteresse war riesig. Alles hatte Hand und Fuß: Vereinslogo, Homepage, Sponsoren, sportliches Konzept, eine gepachtete Fläche für ein mögliches Speedwaystadion und viele neue Vereinsmitglieder. Das Konzept war ein kleiner, finanzierbarer Anfang und die stetige, jahrelange Entwicklung von einer Trainings- Speedwaybahn zur Speedway- Arena mit Zuschauern. Dreh und Angelpunkt ist der Nachwuchssport und eine Zusammenarbeit mit dem polnischen Speedwayverein Stal Gorzów . Stal Gorzów ?…. werden Laien geneigt sein, zu fragen. In Polen ist Speedway Nationalsport mit einer riesigen Fangemeinde. Vergleicht man den polnischen Speedwaysport mit der Deutschen Fußball- Bundesliga, so hätte Stal Gorzów den Stellenwert von Bayern München! Stal Gorzów benötigt dringend zusätzliche Sportstätten und Wettkämpfe für die Ausbildung seiner eigenen Nachwuchsfahrer. Die Entwicklung eines guten Speedwayfahrers wird vor allem durch viele Wettkämpfe auf unterschiedlichsten Bahnen geprägt. Die Zusammenarbeit mit Stal Gorzów würde unsere Region speedwaysportlich enorm befruchten. Unabhängig von Stal Gorzów leistet der MSC Vier Tore Neubrandenburg schon jetzt eine bemerkenswerte Nachwuchsarbeit. Bei Schnuppertrainings mit Elektro-Bikes werden junge Motorsportenthusiasten ständig gesichtet. Kinder mit 8/9 Jahren dürfen z.B. auf 50 ccm Pocket-Bikes ihr Können im kleinen Mittelkreis der Speedwaybahnen in den Pausen von offiziellen Speedwayrennen zeigen, z.B. in Wittstock. Manchmal stehen davor 14 Tage Trainingslager in der Fahrervita- erst die kleinen, dann kommen gestaffelt die großen Fahrer. Die Kubikzentimeter der Maschinen steigern sich mit dem Können der kleinen Motorsportler auf 80 ccm. Mit ungefähr 10-12 Jahren werden dann schon 125ccm- Maschinen mit richtigem Speedway-Rahmen von den jungen Piloten gelenkt. Die Jugendsportförderung findet mit 14-16 Jahren und gewaltigen 250 ccm auf der richtigen Speedwaybahn ihr großes Finale. Dieses Ausbildungskonzept wird vom ADAC unterstützt, so dass die Visionen des MSC Vier Tore Neubrandenburg keine Hirngespinste sind, sondern in die Realität umgesetzt werden. Bis zur 500 ccm- Wettkampfmaschine ist es danach noch ein weiter, weiter Weg. Erst beim Grand Prix verdient man als Speedwayfahrer richtiges Geld.

Doch auch dieses mal scheiterte das viel versprechende Speedway-Projekt in Warlin. Vielen ging es zu schnell, viele verteidigten ihre Pfründe und anderen war wahrscheinlich die Bedeutung des Speedwaysportes völlig unbekannt. Der Neubrandenburger Oberbürgermeister Witt trat dagegen öffentlich für das neue Speedwayprojekt ein und sicherte Unterstützung durch die Stadt Neubrandenburg zu. Schenkt man den hinter hervor gehaltener Hand verbreiteten Gerüchten etwas Glauben, so war das Engagement des OB Witt vermutlich einigen Neubrandenburger Parteifraktionen und Teilen der Verwaltung ein großer Dorn im Auge. Sie wurden in der Sache Speedwaystadion wohl nicht gefragt…. und so munkelte der Volksmund, dass der parteilose OB Witt ohne eine ihn politisch unterstützende Fraktion zurückgepfiffen wurde.

Doch vom verminten Feld der Spekulationen zurück zu den Fakten! Die Warliner Gemeindevertretung wurde sehr spät in den Lauf der Dinge eingebunden. Der Sponholzer Bürgermeister Ralph-Günter Schult, zu der auch Warlin gehört, machte bei dieser Thematik aus seinem Herzen keine Mördergrube. Vieles, was vermutlich seinen behördlichen Gang genommen hätte, verselbständigte sich. Die Ereignisse überschlugen sich. In seiner Gründungseuphorie fehlte dem jungen MSC Vier Tore Neubrandenburg der feinfühlige Umgang mit den zuständigen Ämtern und genehmigenden Baubehörden. Die erfolgreiche Jugendarbeit des MSC stand den Erwartungen und Vermutungen, hier entstände ein Großprojekt, empfindlich entgegen.

Selbst ein Akkustiktest mit 4 Speedwaymaschinen (11. Juni 2022 ) schaffte es nicht, die Gegner des Speedwaystadions in Warlin milde umzustimmen. Damals ergab eine Pegelmessung auf 140 Meter Entfernung 70dB. Das nächstgelegene Wohnhaus, hinter der B197, ist jedoch 750 Meter entfernt. Hinzu kamen die Einwände einiger Einwohner, dass durch den Stadionbetrieb Vermüllung drohe. Die Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern verhärteten sich immer mehr. Auf einer Gemeindevertretersitzung wurde am 5.Oktober 2022 wurde der Bau und der Betrieb des Speedwaysportes in Warlin abgelehnt. Knackpunkt war und wird immer der Rennlärm sein. Moderne Speedwaymaschinen sind auf 95 dB begrenzt. Schaut man sich nun die Zahlen des Emissionsschutzgesetzes an, so darf selbst am Tage in Gewerbegebieten der Lärmpegel nicht über 65-75 dB steigen. Es sind also, egal wo der Bau einer Speedwayarena nun erfolgen würde, immer Lärmschutzmaßnahmen erforderlich. Wenn man als Gemeinde ein Speedwaystadion verhindern will, kann man sich so stets hinter dem gesetzlich verankerten Lärmpegel verstecken…das Ergebnis von Lärmpegelmessungen ist halt immer interpretierbar. Man muss die Argumente der Gegenseite gelten lassen. Die Denkmechanismen unserer Lokalpolitiker verstellen den Blick auf das eigentliche Problem: Politiker snacken und streiten ewig und fällen am Ende dann doch keine Entscheidung, so dass alles stagniert!

Das Ende in Warlin könnte erneut auch einen Speedway-Neuanfang in Neubrandenburg bedeuten. Erinnert sei an den Aufstellungsbeschluss des Bebauungplanes Nr. 36, in dem sich Neubrandenburg verpflichtet, eine neue Sportstätte für den Speedway zu errichten. Auf dem alten Harderstadion-Gelände stehen heute die AOK und das Parkhaus Pferdemarkt.

Leider stecken auf dem Nettelkuhl-Areal schon Vermessungspflöcke für andere Projekte, doch das Tal des Nettelkuhl ist riesig und reicht bis ans Hellfelder Solarfeld heran. Platz ist hier genug… aber sie vermuten richtig, geschätzter viertorestadt-Leser, der Motorsportlärm, der Motorsportlärm…

Scheinbar will keiner dieses heiße Eisen anfassen, obwohl doch jeden Mittwoch, weil sich die Rostocker über den Fluglärm mächtig aufregen, das Jagdfliegergeschwader aus Laage im Luftraum über Neubrandenburg lauter als jede Speedwaymaschine umherfliegt.

Vom Lärmproblem ( sie wissen ja, dass die 95 dB von Speedwaymaschinen immer als Grund herhalten) zum Grundstücksproblem. Wer dieses Problem nüchtern betrachtet, wird feststellen, dass die Stadt Neubrandenburg schlichtweg zu wenig verwertbare Baugrundstücke besitzt. Ein zukünftiges Speedway- Areal, so flüstern es die Spatzen viertorestadt.de zu, wäre eine Brache an der Straße „Zur Datze“, in der Nähe des Getränkelandes…. doch auch hier, sie vermuten es erneut richtig, würde ein Speedwayprojekt aus Lärmschutzgründen scheitern…. und wie im Nettelkuhl- Areal muss auch an dieser Stelle festgehalten werden: Auch im Industriegebiet mit seinen riesigen Brachen und Ruinen wäre irgendwo anders Platz genug für ein Speedwaystadion.

In dieser verzwackten Situation ist ein doppelter Blick aufs Gesamtgeschehen von enormer Bedeutung, denn man muss schauen, dass alles im Gleichgewicht bleibt. Welche Standortfaktoren sprechen eigentlich für Neubrandenburg?

Jeder Speedwayfahrer hat seine eigenen Mechaniker und Motortuner. Fuhr man in den Neubrandenburger Anfangsjahren meist Jawa-Motoren, so gibt es heute noch die durchzugsstarken Marken GM (Guiseppe Marzotto) und Godden (Don Vincent Godden). Diese Motoren müssen regeneriert werden. Im Trainings- wie Rennsportbetrieb braucht es ständig Zulieferer für Zündkerzen und Kupplungsbelegen( den Verschleiß bestimmten die Anzahl der Rennen). Sollte man in der Bundesliga fahren, so entsteht definitiv in Neubrandenburg ein kleiner, jedoch lukrativer Markt- in unserer Stadt gibt es viele Firmen und begnadete Schrauber, die sich gerne der neuen Verantwortung mit ihrer Erfahrung stellen würden. Der nächste, nicht zu unterschätzende Standortfaktor ist unser Flughafen in Trollenhagen. Während die Neubrandenburger Speedwayfahrer früher wenig Transportmöglichkeiten hatten und vieles in Eigenregie übernehmen mussten (Rennmaschinentransport, Übernachtungen usw.), geht das in unserer Zeit nicht mehr mit einem einfachen Transporter, wenn man international fahren will schon gar nicht. Wer überall dabei sein muss, der muss fliegen. Schaut man auf den Speedway-Rennsportkalender, so würde auch unser Regionalflughafen profitieren:

Montags in England (das Principality Stadium in Cardiff), Dienstags/ Mittwochs in Schweden(Malina)und Dänemark(Horsens), Donnerstags wieder in England, Freitags ist oftmals WM-Training oder Grand Prix-Training und Sonnabends werden ungefähr alle 14 Tage WM oder Grand-Prix-Läufe gefahren. Sonntags ist Renntag in der Polnischen Liga…. und da sind wir auch schon wieder bei Stal Gorzów angekommen. Der MSC Vier Tore Neubrandenburg will und kann gar nicht sofort in diesen internationalen Rennsportzirkus eingreifen, sondern versteht sich als Ausbildungsverein, der sich mit kleinen Schritten sein Potential erarbeiten will. Polnische Speedway-Fahrer driften international in der Spitze, doch auch in Polen sind die Platz-Kapazitäten für die Ausbildung begrenzt. Warum sollen nicht die polnischen Nachwuchstalente in Neubrandenburg fahren und trainieren? Hin zu kommt Kow-how- Transfer und ganz nebenbei die Entwicklung von Neubrandenburger Speedwayfahrern.

Nach den zwei Standortfaktoren Industrie und Flughafen+ Autobahn A20 soll der 3. Standortfaktor ins Feld geführt werden: Neubrandenburg ist eine Sportstadt mit riesigem Zukunftspotential. Das Rollkollektiv4Tore oder der Dirt Force Bike Park Neubrandenburg ( deren Vorsitzender Christian Engel übrigens in seiner Jugend auch auf der Teterower Grasrennbahn Rennen gefahren ist) bilden viele Rad-Supertalente aus, doch nicht jeder Rad-Biker schafft es bis nach ganz oben. Es schadet also nichts, beim Speedway etwas Schnuppertraining zu machen, oder anders herum einen kleinen Speedwayfahrer zum Radeln zu schicken…. selbst beim Tanzen in jungen Jahren vorbeizuschauen schadet nichts- es geht immer um eine ganzheitliche Sportausbildung und um Talentesichtung.

Wie lautet nun das Fazit aus der Gemengelage?

Der Neubrandenburger Speedwaysport ging Mitte der 1990er Jahre ohne Rückhalt durch die Neubrandenburger Ratsherren unter. Damals wurde hoch und heilig versprochen, eine neue Speedwayarena zu errichten. Nunmehr ist die Zeit reif- alles ist da, man muss nur wollen. Der Neubrandenburger Speedway braucht endlich eine Heimstätte

Über das Speedwaygeschehen sprechen sehr viele Menschen, wird viel geschrieben und orakelt. Wer alles bis in den kleinsten Sachverhalt nachvollziehen möchte, sich für die Neubrandenburger Speedwaygeschichte interessiert oder sich an Rennplänen und schönen Fotos erfreut, dem legt viertorestadt.de die Homepage von Henri Gehrke und Jörg Zoschke wärmstens ans Herz- diese Bahnsportfans und ihre emsige Arbeit verdienen eine große Achtung! Die Speedway-Fanszene in Neubrandenburg ist groß. An vielen PKWs findet man Sticker, Grafiken oder halt den MSC Vier Tore- Aufkleber. Viertorestadt.de bekam dankenswerterweise von den Speedwayfanatics für diesen Artikel einige Fotos bereit gestellt. Seit 2014 fahren die Speedwayfanatics zu diversen Speedwayrennen- kein Weg ist Ihnen zu weit. Alle wünschen sich nichts sehnlicher, als einen Speedway-Neuanfang in Neubrandenburg. Doch wenn Sie ehrlich sind, geschätzter viertorestadt-Leser, weiß keiner von uns Laien 100%ig, wo was liegt- man hat es gehört. viertorestadt.de hat sich für seine Leser auf den Weg gemacht und einige Bilder vor Ort geknipst…

Noch sind die letzten Reste des altehrwürdigen Harderstadions neben dem Parkhaus Pferdemarkt vorhanden. Wer genau schaut, entdeckt unter dem Laub sogar die Stehplätze der Westkurve. Im Harderstadion fuhren und trainierten damals übrigens auch die Radsportler von Dynamo Neubrandenburg. Im Nachfolgeverein (Polizeisportverein Neubrandenburg) haben die Radtrainer Beranik (liebevoll Eule genannt)und Giese noch heute wohlklingende Namen!

Der Nettelkuhl gab dem Neubrandenburger Gewerbegebiet seinen Namen. Spricht man mit den Altvorderen, so erzählen sie, dass sie hier früher baden gegangen sind. Heute fehlt dem Gewässer ca. 1,5 Meter Wasserpegel.

Der Bebauungsplan 88 Nettelkuhl bedeutet auch das vorläufige Ende für das Projekt Speedwaystadion in Neubrandenburg. Nunmehr wurden für ein Gewerbegebiet Vermessungspflocke in den Boden geschlagen. Hinter der Straße „Am Eschenhof“, auf dem gegenüber liegenden Hügel erkennt man die Amazon- Halle.

Warum sollte das neue Speedwaystadion nicht im Industriegebiet Ihlenfelder Straße neu entstehen? Hier gibt es riesige Brachen. Glaubt man Gerüchten, so wäre ein Speedwaystadion an der Straße „Zur Datze“ , hinter dem Getränkeland durchaus denkbar. Eine Symbiose mit der Schießsportanlage Burgholz käme dazu.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Henri Gehrke

    Hallo Rudi,
    Danke für den hervorragend rechercierten Beitrag. Besser hätte ich das auch nicht schreiben können. Danke auch für die Empfehlung zu unseren Bahnsportseiten.
    Wir sollten uns mal persönlich kennenlernen.
    Herzliche Grüße
    Bahnspoprtfan Henri Gehrke

    1. Rudi

      Hallo Henri,
      leider hat meine Antwort auf sich warten lassen. Eure Bahnsportseite ist wirklich einzigartig. Es ist einfach schade, dass es Neubrandenburg bisher einfach nicht schafft, die Tradition des Speedwaysportes wieder aufleben zu lassen…. aber ich glaube nach wie vor fest daran: Das neue Speedwaystadion gehört nach Neubrandenburg- wir haben Autobahnanschluss und einen Flughafen, so dass man auch internationale Wettkämpfe in Neubrandenburg ansetzen könnte. Ist halt alles eine Frage des Geldes, der Förderung und eine Frage der Politik. Ich habe ja immer Rosinen im Kopf- ein solches Projekt wäre ein kleines Treffen der alten Hasen, der alten Fans und des alten Bahndienstes im privaten Rahmen…. und dazu gehört natürlich auch Bahnsportfan Henri 🙂 .
      Viele Grüße aus dem Vogelviertel!
      Rüdiger Dec

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