100. Schaltkasten zeigt Herbord von Raven

StreetArt in NB 2023 verschönert Neubrandenburg

Am 13.09.2023 bildete sich eine große Menschentraube an der Ecke Rostocker Straße/ Bachstraße.

Die Bürgerstiftung Neubrandenburg hatte zu einem Jubiläumsspaziergang der künstlerischen Art eingeladen. Anlass war die Gestaltung des 100. Schaltkastens durch Graffiti-Künstler. Die anwesenden Gäste und Bürger wollten den verschönerten Jubiläums- Schaltkasten sehen, filmen oder fotografieren. Der Kasten, früher grau und verschmutzt, trägt nun das Konterfei des Stadtgründers von Neubrandenburg: Herbord von Raven. Manfred Tepper, alias Herbord von Raven, erschien eingehüllt in seinem historischen Gewand und weilte mit einer kurzen Rede dem Festakt bei. Auch Neubrandenburgs Stadtpräsident Jan Kuhnert sprach mit hoher Anerkennung über das Streetart- Projekt und das künstlerische Geschick der Graffiti-Maler. Dann ergriff Herr Holze ( Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Neubrandenburg ) das Wort, stellte die 4 Graffiti- Künstler vor und entführte danach alle Gäste zu einem kurzweiligen Schaltkasten- Bummel. Gut 36 diverse Kästen- vom Telekom-KvZ über Sicherungskästen, Stromsäulen bis hin zu irgendwelchen Steuerungskästen für Ampelanlagen – wurden während der geführten Wanderung begutachtet. Was in den jeweiligen Kästen für Technik steckt und wofür sie dienen, blieb im Dunklen. Jedes Motiv und seine Entstehungsgeschichte wurde dagegen ausführlich beleuchtet und besprochen. Die Graffiti-Künstler erzählten, warum und was gemalt wurde. Nur einen Namen bekamen die Kunstwerke erstaunlicherweise nie. Dafür prangt an jedem Kasten an der Seite eine Tafel mit den Spendern, die genannt werden wollten. Jedes Bild auf dem Kasten hat einen klaren Bezug zur jeweiligen Örtlichkeit, zur Geschichte, zu einer berühmten Person oder zur Natur. Bienen, Vögel, Blumen, die Hagelkasse, Fritz Reuter… oder auch Herbord von Raven auf dem 100. Kasten erkannten die Wanderer natürlich wohlwollend. Einige Kästen sagten keinem etwas- sie waren einfach nur bunt angemalt. Die Graffiti- Meister wurden intensiv befragt; den Fragenden wurde mit der Antwort „ Farbenspiel “ die Deutungshoheit selbst überlassen…. so ist es halt mit einem guten Kunstwerk: jeder erkennt etwas anderes, manch einer gar nichts. Wie gesagt, die Kunstwerke sind ja namenlos. Anders bei dem Kasten in der Voßstraße, Ecke Reuter- Straße. Man sieht einen Hund, so erzählte es der Schöpfer des Kunstwerkes. Es sei der Hund seines Freundes, der hier um die Ecke wohnt und ein unbekannter Spender sei. Dieses Bildnis hatte doch einen Namen: „ Der Drollige“. Ein großes Raunen durchdrang die aufmerksame Wanderschaft. Ganz anders entwickelte sich die Diskussion um die Darstellung von Robert Blum an der Ecke Morgenlandstraße/ Robert Blum Straße. „ Das ist nicht Robert Blum, denn Robert Blum hatte nachweislich rote Haare… was wir hier sehen, sei ein Taliban!“, schimpfte ein Anwohner über das dunkle Bildnis und machte mit seiner direkten Art damit zugleich den Maler sehr betroffen. Argumente wurden ausgetauscht, die Fronten verhärteten sich zunehmend. Herr Holze versuchte salomonisch jeder Seite Recht zu geben und meinte..“ man könne Robert Blum ja nachträglich rote Haare malen, bzw. das Bild farblich umgestalten…. leicht gesagt, aber würden Sie, geschätzter Viertorestadt-Leser, Picasso-Bilder um malen lassen, weil die Personen darauf viereckige Köpfe haben… was würde dieser Akt mit dem Künstler Picasso machen? Schreiben Sie doch gerne mal Ihre Meinung zum Robert-Blum-Schaltkasten! Keine zwei Meinungen ließ dagegen Ritter Herbord von Raven am Fritz-Reuter-Schaltkasten bei seiner Frage zu: „Wo wurde das erste Reuter-Denkmal errichtet?…“ In Neubrandenburg“, meinte der eine, „in Stavenhagen“, sagte ein anderer. „Nein, alles nicht richtig“, sagte Herbord von Raven.“ In Chicago steht das erste Reuter- Denkmal der Welt. Es wurde von Mecklenburger Einwanderern gestiftet“…. hätten Sie es gewusst?

Viertorestadt.de fragte, was es braucht, um einen Kasten zu gestalten. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es die Ehefrau von Herrn Holze war, die den Impuls gab, unansehliche Kästen in bunte Farbtupfer zu verwandeln. Ihre Idee kam sehr gut an und so wurde seit 2020 das Stadtbild durch die Bürgerstiftung mit dem Streetart- Projekt positiv verändert: Am Anfang stehen immer die Bürger und Anwohner, welche mit ihrem Anliegen, oder mit Ihrer Spende an die Bürgerstiftung herantreten. Die Bürgerstiftung tritt an die Unternehmen heran, welchen der jeweilige Kasten gehört. Mit dem Streetart- Projekt fördert die Bürgerstiftung regionale Künstler, sie wirbt um Spender und sorgt auch dafür, dass die Maler pünktlich ihr Werk abliefern…. sie wissen ja, verehrte Leserschaft, wie junge Leute manchmal, nicht immer, so sind: chillen, Urlaub, krank, geht heute nicht…alle 4 Graffiti- Künstler bemalen die Schaltkästen neben ihrer regulären Arbeit, müssen Familie und Hobby unter einen Hut kriegen. Denny (Künstlername Desyr), Mirko Prochnow ( Künstlername Mirkone_65), Felix Gest (Künstlername MrTekso) und Denny ( Künstlername Forme) arbeiten gemeinsam unter dem Synonym Malzeitcrew und kennzeichnen ihre Werke mit MZC.

Der Schaltkasten wird im ersten Schritt angeschliffen und grundiert. Dann erst entsteht mit Acrylfarben und Spraydosen das Schaltkasten-Kunstwerk. Wenn die ganze Farbe abgetrocknet ist, erfolgt anschließend eine Versiegelung. Erfahrung musste gesammelt werden, denn z.B. wenn der Hund Waldi seine Marke setzt, hilft auf Dauer auch die beste Versiegelung nicht. In einem Schaltkasten stecken locker 6-8 Stunden Arbeit, dazu kommen Kosten für hochwertige Farben, Pinsel und die Künstlergage. Kunst und Kultur kosten richtig Geld. Insgesamt 28 Spender , 4 Unternehmen, die Stadt Neubrandenburg, die Stadtwerke Neubrandenburg, die Neuwoges, die Neuwoba und die Ehrenamtsstiftung MV ermöglichten mit ihrem Engagement die vollständige Finanzierung des Streetart- Projektes. Streetart in NB ist erfolgreich und erreicht viele Neubrandenburger Bürger. Auch 2024 sollen weitere Schaltkästen ein buntes Gewand erhalten, jedoch möchte Herr Holze die Führung des Bürgerstiftungs- Projektes an Initiativen, Vereine oder Stadtteilbüros delegieren.

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