Kartoffelfest in Schwichtenberg mit Besucherrekord

22. Kartoffelfest in Schwichtenberg

17.09.2022: Schon zum 22. Mal und immer noch richtig, richtig gemütlich: Das Kartoffel- und Backofenfest im Museumsdorf Schwichtenberg begann mit einem zünftigen Frühschoppen, musikalisch umrahmt vom Blasmusik- Orchester der Vier Tore Musikanten . Kinder tobten nach Herzenslust im Strohballenlabyrint, bemalten Beutel oder ließen sich als Katze und Tiger im Gesicht bemalen, während ihre Eltern entspannt an den zahlreichen Bierzeltgarnituren dem schönen Spätsommertag frönten. Die Altvorderen aus Schwichtenberg und den umliegenden Dörfern- im Grunde genommen alle die noch krauchen konnten, ob mit Rollator, Krücke oder Hut- schunkelten und klatschten im Rhythmus von Trommel und Tuba. So eine schöne Stimmung erlebt man selten! Hinzu kamen unzählige Besucher aus Friedland, Neubrandenburg, Burg Stargard, Neustrelitz und sogar aus Greifswald. Der Bürgermeister von Schwichtenberg verkündete nicht ohne Stolz einen gefühlten Besucherrekord. Wie immer wurden Kartoffeln aus Stretense in rauen Mengen direkt vom Trecker-Anhänger verkauft: 5 kg, 10kg, 25 kg-Säcke der Sorten Sissi und Carena schleppten zufriedene Stammkunden mit der Schubkarre zu ihren Autos und deckten sich für den Winter ein. Gerne hätte man in diesem Jahr Rainer Sass in der traditionellen Schwichtenberger Kochschule präsentiert, doch man erhielt auf Anfrage keine Antwort. So präsentierten heute Gabi und Doreen ihren „Meckelbörger Fischtopp mit Kartoffeln“. Fisch Meerrettich, Schwichtenberger Garten-Möhren und Zitrone sollten rein…. doch da fehlte was! Die Schüssel mit dem Fisch stand noch zu Hause! Eiligst wurde ein Kurier entsandt, der ruck zuck die Schüssel holte. Am Ende ein perfektes und unverschnörkeltes Live-Cooking, denn zum Verkosten hatte man einen großen Topf vorgekocht. Besucher, welche ein kleines Becherchen erhaschten, ehe der Topf leer war, schnalzten mit der Zunge. Was wäre das Schwichtenberger Kartoffelfest ohne den berühmten Kartoffelpuffer ? Die Schwichtenberger Landfrauen begannen schon am Donnerstag mit dem Schälen der Kartoffeln. Freitag wurde der Apfelmus zubereitet und die Kartoffeln gerieben. In die riesige Pfanne passten ungefähr 16-18 Kartoffelpuffer. Vier Schwichtenberger Frauen drehten und wendeten die Puffer, während Handlanger Andy im Hintergrund hin und her rannte, Öl nach kippte oder Pilze schnippelte. Für eine Seite durchbraten benötigte der Puffer 5-7 Minuten, so dass in der nicht endenden Schlange eine Wartezeit von über einer Stunde und 15 Minuten keine Seltenheit war…. doch wie gesagt: Ein Kartoffelfest ohne die Landfrauen-Kartoffelpuffer ist kein Kartoffelfest! Leider, so bemängelten viele Gourmets, waren heute die Puffer etwas zu salzig. Süßes gab es auf der gegenüberliegenden Seite. Der Heimatverein Schwichtenberg verkaufte selbst gebackenen Kuchen. Nach der Kochschule spielte die Neustrelitzer Unterhaltungsband „ FACT “ auf …. und siehe da, es wurde auf dem Parkett ordentlich das Tanzbein geschwungen! Für den Eintritt (Erwachsene 3€, Kinder 1€, Parkgebühr 1€) konnten die Gäste heute auch das gesamte Museumsdorf mit Scheune und Bauernhaus besichtigen. Wie wohnte man vor 50- 70 Jahren, welche Geräte kamen in der Landwirtschaft und im Haushalt zum Einsatz ? Schön anzusehen war für viele, dass es Dinge gab, die nicht im Museum verstaubten. Da waren beispielsweise die alten Impulsa-Milchkannen ( Impulsa stellte zu DDR-Zeiten riesige Melkkarusselle her), welche zum Wasserspender umfunktioniert wurden. Oder der alte Steinbackofen, der ja eigentlich erst in den 1990er Jahren neu gebaut wurde. Für den Neubau wurde der Friedländer Bäckermeister Richard Deuse befragt, der immer mal wieder mit den Museumsöfen in Friedland und Neubrandenburg bei Veranstaltungen backte. Doch glaubt man Gerüchten, so wurden die konkreten Bauanweisungen des erfahrenen Bäckermeisters nicht befolgt- der Schwichtenberger Museumsofen sollte größer werden. Höhe, Breite und Wölbung wurden viel zu groß, so dass nicht erst die Asche, sondern schon die heiße Glut vor dem Backvorgang entfernt werden muss, damit der Backofen nicht erkaltet. Daher stand heute neben dem Steinbackofen eine Feuerschale. Über viele Jahre, das sei erwähnt, backte Herr Weißgeber bei Festen, bis er in Rente ging. Vor einigen Jahren reaktivierte Bäcker  Richard Deuse mit seinem Sohn Dirk ( Lecker Brot ) den verfallenen Museumsofen und hauchte ihm neues Leben mit seiner alten Bestimmung ein: Wie zu längst vergangenen Zeiten wird der Ofen zum Kartoffelfest mit Buchenholz beheizt. Großartig der Moment, wenn das knusprige Kartoffelbrot mit dem Backschieber aus dem Ofen geholt wird! Dirk und sein Papa Richard Deuse setzen bei jedem Kartoffelfest ein Statement für das Friedländer Bäckerhandwerk . Der geschmackliche Unterschied zu industriell gefertigten Backwaren ist gewaltig! 

Lobenswert erwähnt seien auch die jungen und alten Kameraden der freiwillige Feuerwehr von Schwichtenberg. Sie sorgten für einen reibungslosen An-und Abreiseverkehr der vielen Kraftfahrzeuge. So kamen auch die Schalmei- Musikanten aus Mühlhof/Uckermark rechtzeitig zu ihrem Auftritt. Obwohl der Wetterbericht eine Menge Regen vorhersagte, kam es viel besser- den ganzen Tag blieb es trocken. Erst gegen 16:00 Uhr setzte ein kleiner Schauer ein.

Abseits vom Kartoffelfest-Geschehen wartete die Schwichtenberger Schmalspurbahn auf ihre Gäste… aber Hand auf Herz, denn eine Sache geht nur: Wer beim Fest war, hatte einfach keine Zeit für die Schmalspurbahn! So gesehen sollten die Verantwortlichen nicht über eine Verlängerung der alten Gleise über den Bahnhof Uhlenhorst hinaus denken, sondern eher eine neue Spur ins Museumsdorf verlegen. Die Symbiose von Schmalspurbahn, Museumsdorf und Kartoffelfestbesuchern, die direkt am Biertisch von der MPSB-Bahn abgeholt werden, wäre gewaltig.

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