In der Nacht von Waren scheiden sich die Geister, besonders, wenn es blitzt- ein Zwischenruf

In der Nacht von Waren scheiden sich die Geister, besonders wenn es blitzt- ein Zwischenruf

Waren (Müritz), das ist die Binnenmüritz, das ist der Hafen, das sind Ausflugsdampfer, das ist die Altstadt, das ist das Müritzeum und das sind viele gemütliche Stätten der Gastlichkeit… zumindest vor oder nach Corona. Doch um an den Ort des Glückes zu gelangen, bedarf es häufig eines Kraftfahrzeuges. Hinzu kommt starker Güterlastverkehr in oder von Richtung Autobahn. Seit 1990 zieht ein nimmer endender Verkehrsstrom Tag ein und des Nachts die Röbeler Chaussee, Mozartstraße, Schweriner Damm und die Strelitzer Straße entlang. Die betroffenen Anwohner leiden unter Krach, Lärm, Schmutz und kommen darum auch nachts nicht in den Schlaf. Alte Bausubstanz, dicht an der Straße, gerät in Schwingung und so manche schöne Sammeltasse wackelt ab und zu in der Vitrine. Fußgänger und besonders Kinder haben große Schwierigkeiten, diesen gefährlichen Verkehrsweg zu queren… es gibt und gab da also gewisse Differenzen, die auch bei einer demokratischen Bürgerbefragung (bei der die betroffenen Anwohner schon rein rechnerisch im Verhältnis zur gesamten Bürgerschaft in Unterzahl waren) zum Bau einer Umgehungsstraße nicht ausgeräumt wurden.So kam es zu einem Kompromiss: eine LKW- Geschwindigkeitsbegrenzung von 22:00 Uhr bis 05:30 Uhr wurde auf besagter Strecke ausgeschildert. Seit kurzem gelten nachts nun jedoch die 30 km/h für alle motorisierten Verkehrsteilnehmer. Begleitend leuchten rote Ampeln, ohne den Verkehrsstrom intelligent zu leiten… und so bremsen sie im Internetzeitalter den gesamten Verkehr. Selbst das 30er- Schneckentempo stoppt- Verkehrsstrom und Verkehrsweg stoßen in dieser Gemengelage an das Maximum.

Den Verkehr, den man rief, den wird man so nicht los. Deshalb ist ein schwarzes Schaf recht schnell ermittelt: Der gemeine Raser. Die zuständige Ordnungsmacht hat an der Röbeler Chaussee einen gepanzerten Blitzeranhänger geparkt. Im grauen Tarnanstrich steht der Anhänger gut versteckt hinter einer Hecke. Obwohl Verkehrszeichen es eindeutig verbieten, steht das gute Stück auf dem Randstreifen im absoluten Halteverbot….und dieses geparkte Fahrzeug besitzt nicht einmal eine sichtbar angebrachte TÜV-Plakette. Das mag so ordnungsgemäß genehmigt sein, steht jedoch vermutlich mit dem Naturschutz im Konflikt: Die angrenzende Wiese mit dem herrlichen Müritzblick wurde bisher nicht bebaut, weil hier seltene Pflanzen wachsen und seltene Reptilien hier leben…. ganz zu schweigen von den Vögeln, die gerne in der angrenzenden Hecke brüten möchten… sie werden durch den roten Stroboskopblitz verscheucht.

Doch zurück aus der Natur zum Raser: Wenn es blitzt, dann scheiden sich in der Warener Nacht die Geister. Auch einmalige Verkehrssünden bleiben Sünden und füllen an dieser Stelle, in diesem Augenblick das Säckchen des Ordnungsamtes und damit die Kassen der Stadt Waren.

Bei der nächtlichen 30 km/h – Geschwindigkeitsbegrenzung sind die Rahmenbedingungen auf der kilometerlangen Strecke für alle Kraftfahrer extrem eng gesteckt. Ob es nun den gemeinen Raser trifft, oder ob der Otto- Normal- Fahrer das Ziel der lukrativen Messung ist, darüber mögen Sie, lieber Leser, sich Ihr eigenes Urteil bilden.

Der Eilfertige und der Lahme treffen sich an der nächsten Ampel wieder.

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