Kinderkram, Grünmarkt und Bläserquartett

Im Schutze der vier mittelalterlichen Tore lockte heute der beliebte Kinderkram- Flohmarkt wohlgelaunte Menschenmassen in die Neubrandenburger Innenstadt. 10:45 Uhr waren laut Anzeige der zwei Innenstadt-Parkhäuser nur noch 6 freie Parkplätze verfügbar. Die Flohmarkt-Standflächen waren sowieso schon vergeben.

Ein Papa verkaufte die Sachen seiner Zwillinge- alles war doppelt und somit in gleicher Größe verfügbar. Häufig waren jedoch junge Muttis, also die Frauen, hinterm Flohmarkttisch die bestimmenden Geschäftsführer. Kleinfahrzeuge, wie Laufräder, Dreirad und Roller waren 11:00 Uhr so gut wie ausverkauft. Trommeln und laute Musikinstrumente lagen dagegen wie Blei unterm Tisch. Eine unendlich vielfältige und qualitativ hochwertige Ware an Textilien, Spielzeug und Kinderbüchern, mit liebevollen Schildern ausgepreist, überzeugte jeden Besucher. Das große Angebot bedingte kleine Preise. Seien wir mal ehrlich: die angebotenen Kindersachen wurden noch gar nicht abgetragen und haben ein Ende im Altkleidercontainer oder als Putzlappen noch lange nicht verdient!

In weiser Voraussicht planten einige Familienoberhäupter ihren Bummel mit einer langen Verrichtungsmatrix- die Einkaufsliste wurde freudig abgearbeitet. „ Wenn man bedenkt, was ich sonst bezahlt hätte“, schwärmt eine junge Mutti, während ich etwas weiter einen wohlbeleibten Großvater sagen höre: „Guck mal Mutti, so was habe ich auch noch in der Garage umher zu stehen“! Die ersten Einnahmen schnappten sich häufig die Kinder und setzten das Geld gleich mal bei benachbarten Ständen um- verzweifelte Eltern, die froh waren, ihre Sachen endlich los zu sein, bekamen Tränen in den Augen, als ihr Nachwuchs wenige Momente später dafür etwas anderes anschleppte. Für Kinder sind Flohmärkte auch ein großer Moment sozialer Prägung. Schließlich müssen sie wild fremden Menschen ihre Ware anbieten. Der erste Verkaufserfolg nach ihrer Expertenberatung, das wird auf ewig das eigene Selbstwertgefühl der Kinder unbewusst steigern. Vatis Brust schwellte vor Stolz und Mutti wusste sowieso, welches Verkaufstalent im eigenen Kinde schlummerte.

130 Meter weiter, in der Treptower Straße, boten die Grünmarkthändler ihre Ware feil. Das Angebot war vielfältig: Räucherfisch, Schafsfelle, Fleischwaren, Blumen, Kuchen und Töpferwaren seien exemplarisch genannt. Der Grünmarkt ist jedoch nicht so recht seinen Namen wert- bis auf den Stand eines polnischen Händlers gab es weder Obst noch Gemüse. Für das Agrarland Mecklenburg-Vorpommern ist das etwas mau. Da kann viertorestadt.de nur immer auf den Markt in Lüneburg verweisen, um mit neuen Ideen das Marktgeschehen zu bereichern. Ein Kritikpunkt war heute auch die Enge zwischen den Ständen in Kombination mit dem großsteinigen Belag. Rollstuhlfahrer und alte Menschen mit Rollatoren bekamen oftmals Schwierigkeiten, die großen Steine zu umkurven.

Auch der Biomarkt in der Stargarder Straße trug zum heutigen Einkaufserlebnis bei. Vor ihrem Markt spielte ein Bläserquartett und interpretierte „Du hast den Farbfilm vergessen“ , spielte aber auch gern gehörte Klassiker.

Fazit: Der Kinderkram- Flohmarkt bereicherte das Innenstadtleben ungemein. Wenn zusätzlich die Innenstadt-Händlergemeinschaft an einem Strang zieht, lockt dieses Gesamtangebot viele zahlende Kunden zum Einkaufbummel. Doch auch die Kunden und Einwohner sollten sich im Angebotsdschungel von Amazon und Zlando immer vor Augen führen: Wer lokal kauft, stärkt unsere heimische Wirtschaft und unsere Region.

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