Neubrandenburger Spaziergänger organisieren ein offenes Kandidaten- Format
Ungefähr 270 interessierte Wähler und Bürger, 5 Hunde mit Ihrem Herrchen oder auch Frauchen, im Hintergrund 4 Polizisten mit 2 Streifenwagen und 14 Gänse (unverbindliche Zählung von viertorestadt.de), fanden sich auf der Wiese am Oberbach ein, um das OB- Kandidatenforum vor Ort zu verfolgen. Dazu kamen ständig zufällig vorüber gehende Passanten, die eine Zeit lang zuhörten und dann weiter gingen.
Eingeladen und organisiert wurde diese Veranstaltung durch die Neubrandenburger Spaziergänger, flankiert von einem gesponserten Bratwurststand der Hoffleischerei Güstow. Versammlungsleiter des ordentlich angemeldeten Kandidatenforums war Willi Lehmann. Als Moderator bündelte Robert Feuker das Forum mit seinen Fragen zu einem fairen, transparenten und offenen politischen Statement der Kandidaten.
Die 7 anwesenden OB-Kandidaten platzierten sich selbständig an 3 Bierzeltgarnituren. Sie wechselten von rechts nach links …. und saßen dann doch vom Zuschauer aus gesehen auf der anderen Seite im kalten Schatten.
Die Veranstaltung begann mit der persönlichen Vorstellung aller Kandidaten: Tim Großmüller, Olaf Schümann, Stefan Schwabbauer, Ralph Jörn Kurschus, Jens Kreutzer, Frank Benischke und Sascha Lübs. Für ihre Antworten und Äußerungen bekamen die Kandidaten jeweils 45 Sekunden Zeit. War die Zeit abgelaufen, piepte es penetrant, so dass die Redezeit aller Kandidaten sich in der Wage hielten. Das ganze Forum in Schrift und Bild wieder zu geben, würde ein großes Buch füllen, weshalb viertorestadt.de nur einen komprimierten Bericht der Ereignisse wieder geben kann. Es ist für jeden Wähler wichtig, seine eigene und unabhängige Meinung bilden zu können. Dem trugen die Spaziergänger Rechnung, indem die gesamte Veranstaltung live gestreamt wurde und für alle interessierte Bürger bei YouTube abrufbar ist.
Bei der ersten Frage ging es um die Thematik der rechtswidrigen Einschränkung der Versammlungsfreiheit bei friedlichen Versammlungen. Durch die Blume gesprochen, ein klarer Fingerzeig der Spaziergänger auf den Umgang der Neubrandenburger Politiker und des MSE-Landrates mit den großen Demonstrationen gegen die damals geplante Impfpflicht, Maskenpflicht und die Corona- Maßnahmen.
Während fünf OB-Kandidaten zwischen Frieden, Freude und Eierkuchen sitzend, alles gut redeten, und sich auf das Grundgesetz beriefen , erwähnten die Kandidaten Großmüller und Schümann, die damalige Behördenwillkür tatsächlich verspürt zu haben. Für viele Zuhörer wäre es äußerst zielführend, zu erfahren, auf welcher Seite die jeweiligen OB-Kandidaten bei den großen Neubrandenburger Corona- Demonstrationen wirklich standen. Alle OB- Kandidaten sagten, sie würden die Versammlungsfreiheit als amtierender Oberbürgermeister gewährleisten.
Alle OB-Kandidaten behaupteten Führungserfahrung zu haben, um als Oberbürgermeister agieren zu können.
Dazwischen punktete Frank Benischke als erfahrener Politiker, Großmüller dagegen überzeugte als großer Kritiker mit sachlichen Argumenten.
Bei Fragen zu Firmenansiedlungen punktete Ralph Jörn Kurschus mit seiner Erfahrung als Insolvenzverwalter. Tim Großmüller kritisierte die viel zu hohen Hebesteuersätze. Herr Olaf Schümann, aktiv im Friedensbündnis tätig, will dagegen General Dynamic abschaffen. Herr Lübs setzt auf eine stärkere soziokulturelle Arbeit.
Was werden sie unternehmen, damit die Jugend nicht abwandert?
Sascha Lübs will die Verkehrsanbindung an Greifswald, Tim Großmüller will Geld für die Jugend und kein Geld für die Rüstung ausgeben, Olaf Schümann will mehr Geld für die Bildung, Ralph Jörn Kurschus will die Wirtschaft stärken und die Gestaltung des Wohnumfeldes verbessern. Jens Kreutzer sagt, wenn die Jugend hier bleiben will, braucht sie Arbeitsplätze und die Hochschule. Frank Benischke betont, dass derzeit mehr Ausbildungsplätze als Bedarf vorhanden sind und plädiert seinerseits auch für eine bessere Anbindung an Greifswald und Rostock.
Den OB-Kandidaten wurde es im Schatten zunehmend kalt. Sie holten oder sie ließen sich ihre Jacke im Verlaufe der Fragestunde bringen. Einzig der wahlkampferprobte Frank Benischke saß im wärmenden Jackett und hatte seine dicke Jacke neben sich liegen…. wird das einige Wähler überzeugen?
Dann ging es um den Rathausneubau und die Kostensteigerung von ca. 14 auf 23 Mio. Euro. Wie stehen die OB-Kandidaten zur Steuerverschwendung beim Bau?
Hier zeigten alle Kandidaten hohe Kompetenzen und brachten viele Argumente zur Sprache. Im kühl rechnenden Gerd zu Jeddeloh- Stil punktete Stefan Schwabbauer mit möglichen Vertragsklauseln.
Sascha Lüdes plädierte für öffentliche WCs und musste mitten in der Beantwortung der Frage pullern gehen. Der kühle Schatten forderte seinen Tribut. Einen Augenblick später erkannte Robert Feuker die Notwendigkeit einer kleinen Pause für alle Kandidaten und ordnete zugleich ein Bänke rücken auf den sonnendurchfluteten Teil der Wiese an. Aufmerksame Beobachter der Bänkerück- Szene sahen die Kandidaten unterschiedlich zupacken, kamen darüber ins orakeln zur Teamfähigkeit und vorhandene Führungskompetenzen der jeweiligen Oberbürgermeister-Kandidaten…
Nach der Pause mussten die Kandidaten 9 Fragen mit dem Hochhalten einer Grünen (Ja) oder Roten(Nein) Karte beantworten. Über die Fragen wurden die Kandidaten im Vorfeld informiert.
Hier erkannten die zukünftigen Wähler keine großen Unterschiede, denn entweder zückten alle Kandidaten die Grüne oder halt die Rote Karte gemeinsam. Beispielsweise waren alle Kandidaten gegen eine weitere Aufnahme von Flüchtlingen und alle Kandidaten sprachen sich gegen einen Fortbestand der politische Brandmauer und gegen das Gendern in der Verwaltung mittels Kärtchen aus. Anders stellte sich die Sachlage zur Regenbogenflagge dar: Die Mehrheit war gegen die Regenbogenflagge, wobei es auch Enthaltungen von Schwabbauer und Benischke(sie zeigten beide Karten hoch) gab. Für die Regenbogenflagge positionierte sich Sascha Lüdes. Interessant war auch die Position zum möglichen Erlass von Bußgeldern aus der Coronazeit. Während alle Kandidaten für einen Bußgelderlass sofort die grüne Karte zeigten, nestelte Frank Benischke zwischen Roter und Grüner Karte hin und her. Er war sichtbar unschlüssig, schaute nach den anderen Kandidaten und zog dann doch die Grüne Karte.
Nach einem abschließendem Statement hatten die anwesenden Bürger die Gelegenheit, mit Fragen den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen. Die erste Frage einer älteren Dame drehte sich um Arzttermine und fehlende Ärzte. Die Antwort der Kandidaten zu den fehlenden Ärzten waren vielschichtig. Es ging um das Warum: Ärzte bräuchten bzw. wollten Wassergrundstücke, Kultur und natürlich eine überdurchschnittliche Vergütung…. Das alles könne Neubrandenburg nicht bieten, weshalb es nicht gelänge, Ärzte für Neubrandenburg zu gewinnen.
Konkreter wurde Herr Mike Wolff (Pflegedienst Wilma) mit seinen Angaben und Forderungen: In Neubrandenburg wären 26 Prozent der Bürger über 65 Jahre, über 3000 Bürger suchen verzweifelt einen Hausarzt und seit über einem Jahr gibt es in Neubrandenburg keinen Dermatologen. Die Daseinsfürsorge in diesen Fällen läge eindeutig bei der Stadt, also was würde der zukünftige Oberbürgermeister nun veranlassen?
Die nächste Frage kam von einer Neubrandenburger Bürgerin. Sie sprach den imaginären Schwimmhallenbau an, welcher nun schon 31 Jahre währte. Auch die Grundschule West war ein wichtiges Thema; schon damals sträubte sich ihre Tochter, das katastrophale WC zu benutzen. Die Grundschule ist immer noch nicht saniert oder nicht neu gebaut. Heute studiere ihre nun erwachsene Tochter und nichts hat sich bis heute verändert. Meinen Sie, dass die Bürger den unfähigen Stadtpolitikern noch irgend einen Glauben schenken ?
Diese Fragen zeigten unnachgiebig den Wirkbereich der vergangenen und zukünftigen Neubrandenburger Oberbürgermeister auf. Tim Großmüller rechnete vor: Damals sollte die Schwimmhalle 50 Mio. € kosten, heute werden es 80 Mio. € sein- eine Summe, die Neubrandenburg nicht stemmen könne. Damals gab es ein Schwimmhallen-Projekt mit Fitness-Studio im Lokschuppen von Gillmeister und ihm incl. Finanzierung, welches die Stadt verhinderte. Dennoch gäbe es auch heute noch Möglichkeiten, eine Schwimmhalle preisgünstig in Modulbauweise zu errichten. Ein Zuhörer neben mir erwähnte und fragte leise: War der Lokschuppen und zusätzlich das verhinderte Bauvorhaben Brauereistraße der Grund für die Auseinandersetzung zwischen dem amtierenden OB Silvio Witt und Tim Großmüller? Endete alles mit dem Rücktritt von Silvio Witt?
Schwer zu sagen, denn die Stadtvertreter haben darüber entschieden, die Zuarbeit lieferte die Verwaltung und Silvio Witt vertrat als amtierender Oberbürgermeister die gefallenen Entscheidungen. Zurück aus dem Inferno der Spekulationen und Gerüchte, zurück zur letzten Frage!
Die stellte die 17-jährige Jule aus Neubrandenburg bezüglich der Freizeitmöglichkeiten der Jugend: Was sehen sie für die Jugendlichen vor und was ist Ihre Lösung? Herr Kurschus philosophierte über den Jugendklub Zebra, Herr Lübs konterte und erklärte, dieser Klub hieße schon lange „Oase“, das wisse er genau, schließlich wäre er dort gerade als Teddybär aufgetreten. Herr Großmüller seinerseits sprach die Vergnügungssteuer an. Alle Kandidaten waren sich jedoch einig, wenn sie gewählt werden, sich für die Jugend einzusetzen. Die Antworten werden Jule vermutlich gar nichts nützen.
Das Forum endete mit einem Statement von Robert Feuker. Er bedankte sich bei allen Kandidaten und zeigte große Freude, dass es doch möglich wäre, einen Dialog über alle politischen Schranken hinweg zu führen. Er äußerte seinen Unmut über die Aussage der grünen Politikerin Wegner, die Spaziergänger würden kein demokratisches Verhalten zeigen. Er rief laut:“Schämen sie sich, Frau Wegner!“
Nach dem OB- Kandidatenforum hatten die Bürger nochmals die Gelegenheit, mit den OB- Kandidaten ins persönliche Gespräch zu kommen.