Massenkündigungen im Garagenstandort Adlerstraße

Wir kündigen ihren Garagenmietvertrag ordentlich und fristgerecht

Vielen Garagenmietern des Garagenkomplexes Adlerstraße flatterte Mitte November 2025 die Kündigung ihres Garagenmietvertrages ins Haus. Nach jahrzehntelanger Geschäftsbeziehung kündigte die NEUWOGES ihren Geschäftspartnern und Mietern ohne eine Alternative anzubieten. Bei einer ordentlichen und fristgerechten Kündigung muss der Grundstücksbesitzer keine Kündigungsgründe angeben. Die NEUWOGES schrieb dennoch im Kündigungsschreiben an seine Garagenmieter: „ In Anbetracht des baulichen Zustandes des Garagenkomplexes“… „in Verbindung mit einem hohen Leerstand ist eine weitere Bewirtschaftung des Garagenstandortes Adlerstraße wirtschaftlich nicht mehr vertretbar.“

viertorestadt.de wurde durch seine Leserschaft auf die Kündigungen aufmerksam gemacht und hat tiefgründiger recherchiert , dabei in die Vergangenheit geschaut und auch bei der NEUWOGES nachgefragt. Grundsätzlich muss vorangestellt werden, dass es jedem Grundstückseigentümer im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften und Vorgaben frei gestellt ist, was er mit seinem Grundstück macht, ob und was er baut , ob er vermietet, verpachtet und wie er sein Grundstück nutzen möchte. Die NEUWOGES war und ist über Jahrzehnte ein verlässlicher Vertragspartner und Vermieter.

2007 wurden im Garagenkomplex Adlerstraße 62 Garagen weggerissen, um die Verbindungsstraße zum Reitbahnweg zu bauen. Durch eine breit aufgestellte Bürgerinitiative gegen den Bau der Verbindungsstraße und den damalige Wahlkampf um den Oberbürgermeister der Stadt Neubrandenburg erreichte die Thematik damals eine breite Öffentlichkeit. Auch der Nordkurier berichtete sehr oft. Damals wurde das Grundstück von der NEUWOGES auf die Stadt Neubrandenburg umgeschrieben. Nachdem die Garagen abgerissen wurden und die Straße fertig war, gab es einen kleinen öffentlichen Parkplatz zur parallel verlaufenden neuen Verbindungsstraße. Dieser Parkplatz wurde von den Anwohnern gerne und rege benutzt. Doch auch diese öffentliche Parkfläche wurde erneut privatisiert- nun nutzt die Volkssolidarität diese Fläche. Der Autofahrer und ehemalige Garagenmieter schaute erneut in die Röhre.

Nun wurde den restlichen Garagenmietern gekündigt. Viele haben ein Auto, ihren Oldtimer, ihr Motorrad, einen Hänger oder auch ihre kleine Schrauberwerkstatt in der Garage zu stehen. Jeder hatte sein kleines Glück mit seiner kleinen Garage. Nun lag die Kündigung im Briefkasten. Alle fragen sich: Wohin, wie geht es weiter?

Leerstand gibt es im Garagenkomplex nicht, das sagten viele Garagenmieter zu viertorestadt.de. Auch dass hier neue Garagen entstehen werden, das glaubt so recht niemand, denn dann hätten die gekündigten Mieter ein Nachfolgeangebot erhalten. Der Kosten- Nutzen- Vergleich (Garagen-Abriss/Garagen-Neubau und Neuvermietung) spricht aus der Sicht eines Laien, wie es viertorestadt.de ist, gegen einen Garagen-Neubau. So ist die einzig logische Schlussfolgerung, dass die Garagen früher oder später dem Bau von Häusern und Wohnungen weichen werden.

Viertorestadt.de fragte bei der NEUWOGES nach und erhielt eine sehr umfassende und fundierte Antwort in der unter anderem steht: „Am Garagenkomplex Adlerstraße sind die Verträge von 96 Garagenmieterinnen und -mietern zum 30.04.2026 gekündigt worden. Damit sind alle Nutzerinnen und Nutzer dieses Standorts betroffen. Die bestehende Garagenanlage wird vollständig zurückgebaut, um an diesem Standort einen zeitgemäßen und modernen Garagen-Komplex errichten zu können…. Aktuell können den Betroffenen keine alternativen Garagen in der näheren Umgebung angeboten werden. Im Bereich des Vogelviertels und in der näheren Umgebung gibt es keine ausreichend freien Garagen. Die Anmietung einer der neu errichteten Garagen wird nach deren Fertigstellung möglich sein. Zur Anzahl der künftig verfügbaren Garagen sowie zum Mietpreis können aus heutiger Sicht noch keine verbindlichen Angaben gemacht werden. Nach aktuellem Planungsstand ist eine Neuvermietung ab Ende 2027 realistisch.“

In Stein gemeißelt ist also nichts… so möchte viertorestadt.de an dieser Stelle etwas spekulieren und eine fiktive Rechnung aufmachen. Die Garagenmiete der Altmieter betrug 28,75 € incl. Strom. Bei 84 Garagen (in diesem Rechenbeispiel hat viertorestadt.de die Garagen im Haupttrakt gezählt) kommt die NEUWOGES grob geschätzt (unverbindliche Schätzung von viertorestadt.de) auf 28.980 € Jahreseinnahmen. Das betroffene Garagen-Grundstück , erneut unverbindlich von viertorestadt.de geschätzt , ist ca. 3000 m² groß(ohne die parallel zum Ponyweg verlaufende Garagenzeile). Das unerschlossene und zukünftige Baugrundstück befindet sich in einer Top- Lage: Der Fernwärmestrang führt den Ponyweg, direkt am Grundstück entlang, Stromanschluss ist vorhanden, Zuwegung ist vorhanden und auch die Wasser- und Abwasser- Infrastruktur ist mitten im Wohngebiet gegeben. Eine Erschließung wäre somit überschaubar. Arzt, Schule, Kindergarten, Supermarkt, Sparkasse, Bushaltestelle- alles ist da. In der Summe würde es Sinn machen, auf der Fläche des jetzigen Garagentraktes Adlerstraße Wohnungen zu bauen. Auf dem Immobilienmarkt gibt es in Neubrandenburg so gut wie keine Baugrundstücke; der Bedarf an Baugrundstücken kann nicht gedeckt werden. Allein nur ein Grundstücksverkauf würde ( in Neubrandenburg kostet derzeit der m² je nach Lage und Erschließungszustand zwischen 80 und 260 € pro m² ) locker einen Erlös von 600.000 € bringen. Wenn zusätzlich noch gebaut und vermarktet wird, fällt der Gewinn nochmals deutlich höher aus. Rechnet man die fiktiven Garagen-Jahreseinnahmen (ohne Steuern und Bewirtschaftungskosten) gegen, würde es mindestens 20 Jahre dauern, bis die NEUWOGES diesen hohen Gewinn (600.000€) mit der Vermietung der Garagen erwirtschaften würde.

Zurück aus dem Bereich von Vermutungen, Spekulationen und Gedankenspielen!

Zur Thematik Wohnbebauung erhielt viertorestadt.de von der NEUWOGES folgende Antwort: „Für das Areal Adlerstraße existieren aktuell keine Bebauungspläne, städtebaulichen Rahmenpläne oder Flächennutzungsplanungen, die eine Wohnbebauung indizieren. Seitens der NEUWOGES sind weder Grundstücksverkäufe noch eine Wohnbebauung geplant. Die Kündigung der bestehenden Mietverhältnisse steht ausschließlich im Zusammenhang mit der geplanten Erneuerung des Garagenstandorts.“

Ein Blick ins Internet bestätigt diese Aussage: Ein aktueller Bebauungsplan für das Gebiet, auf dem sich die Garagen befinden, ist auf dem Geodatenserver der Stadt Neubrandenburg nicht ersichtlich.

Was sagen unsere Stadt, unsere Ratsherren und der neue Oberbürgermeister zu den Garagen- Massenkündigungen? Können sie auf alternative Lösungen verweisen, oder ergreifen Sie wohl möglich für die von einer Kündigung betroffenen Garagenmieter Partei? Viertorestadt.de schickte an die Stadt Neubrandenburg (presse@neubrandenburg.de) einen ähnlichen Fragenkatalog, wie der NEUWOGES. Leider erhielt viertorestadt.de bisher keine Antwort.

Fazit: Die Adlerstraße wird städtebaulich weiter entwickelt. Bei zukünftigen Baumaßnahmen können unsere Ratsherren dann schon eine gewisse städtisch-lokale parlamentarische Wirkmacht im Sinne ihres Wählers und Noch- Garagenmieters ausüben. Die nächsten MV-Landtagswahlen finden am 20.09.2026 statt…. und so mancher gekündigte Garagenmieter wird spätestens in der Wahlurne sein Recht auf eine freie und geheime Wahl wahrnehmen . Der kleine Mann und der einfache Autofahrer ist in dieser Gesamt- Gemengelage machtlos. Sein Auto wird in Zukunft öffentliche Verkehrsflächen unnötig verstopfen. Die Parkplatzsituation im Vogelviertel wird sich deutlich verschärfen, denn die derzeitigen Garagenmieter wohnen allesamt im näheren Umfeld. Nur mit Wohlwollen findet der suchende Autofahrer zu später Stunde im Areal Elsterweg, Adlerstraße, Eulenstraße, Sperlingstraße und Kranichstraße grob geschätzt 20 ( unverbindlich durch viertorestadt.de an einem Abend gezählt ) freie Parkplätze. Schaut man sich die Parkraumentwicklung in der gesamten Stadt Neubrandenburg genauer an, so steht die berechtigte Frage im Raum: Wird durch die um sich greifende Privatisierung ehemals öffentlicher Verkehrsflächen und den Abriss von Garagen in unserer Stadt Neubrandenburg vorhandene Parkraum für Kraftfahrzeuge künstlich verknappt und damit der Autofahrer gezwungen, teure Parkplätze zu mieten?

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